„Wir brauchen dringend Kitaplätze!“ – so lautet die Forderung vieler Frankfurter Eltern. Stadtrat und Baudezernent Jan Schneider setzt auf Kindertagesstätten in modularer Bauweise. Gleich sechs solcher Kitas für die Betreuung von rund 600 Kindern wurden seit Sommer 2015 gebaut. Sie entstanden in Zeilsheim, in Unterliederbach, in Fechenheim, in Eckenheim und  zwei im Europaviertel. Anfang 2017 wurde die letzte der sechs neuen Frankfurter Kitas eröffnet. Welche besonderen Vorteile die Modulbau-Kitas mit sich bringen, erläutert Stadtrat Schneider im Interview.
Herr Schneider, warum haben Sie sich für Modulbau-Kitas entschieden?
Der Bedarf an Kitaplätzen in unserer wachsenden Stadt ist groß. Und so war es bei der Planung wichtig zu klären, wie wir schnell Kitaplätze zu vertretbaren Preisen schaffen können. Aber es war uns natürlich trotz allem sehr wichtig, dass die Kinder in hochwertigen Räumlichkeiten untergebracht sind und dass weder an der Architektur noch an der Qualität der Bauausführung gespart wird.
Welche Vorteile haben die Modulbau-Kitas, deren bevorzugter Baustoff ja Holz ist, sonst noch gegenüber Backstein­gebäuden?
In erster Linie können sie schneller gebaut werden und das ist aufgrund des akuten Kitaplatzbedarfs natürlich sehr wichtig. Sie können zudem kostengünstiger als Backsteingebäude errichtet werden, wodurch wir mit dem zur Verfügung stehenden Geld mehr Kitaplätze schaffen konnten. Statt geplanten 400 sind so etwa 600 Plätze entstanden. Das Holz als Baustoff hat für mich unterm Strich ganz klare Vorteile bezogen auf Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Recycling beziehungsweise Rückbaubarkeit.
Warum war der Bau der Kitas denn so kostengünstig?
Dies liegt an einem Synergieeffekt, den wir genutzt haben: Wir haben alle Kitas nach dem gleichen Bauplan auf Grundlage des Entwurfs des Frankfurter Architekten Ferdinand Heide gefertigt. Dadurch, dass wir für sechs Kitas nur einen Entwurf brauchten, haben wir Geld einsparen können. Durch diese Vorgehensweise gleichen sich die etwa 900 Quadratmeter großen Kitas in ihrem Aufbau. Jedoch unterscheiden sie sich im Detail, etwa in der Wahl der Materialien und beispielsweise die Böden haben unterschiedliche Farben. Außerdem sind die Tagesstätten trotz einheitlicher Baupläne flexibel in ihrer Einteilung. Das ist natürlich wichtig, da die Größe und die Anzahl der Gruppen an den Standorten unterschiedlich sind. In Zahlen liegt die Einsparung pro Kita schätzungsweise bei etwa 1,3 bis 1,8 Millionen Euro. Denn statt 4,5 bis 5 Millionen kostet der Bau eines Modulbaugebäudes nur zirka 3,2 Millionen Euro.
balkon
Was sind die baulichen Besonderheiten der Kitas?
Die Modulbau-Kitas haben weiße Außenflächen und Holzfassaden sowie große Fenster. Die Wände und Decken sind aus Holz. In die Räume gelangt viel Licht. Die Kitas haben jeweils zwei Geschosse, einen großen Flur über die gesamte Länge und einen Treppenaufgang in der Mitte. Der Flur ist nicht nur besonders hell durch die Glasfronten an beiden Seiten, sondern auch ein Ort der Begegnung, an dem die Kinder spielen und ihre Eltern verabschieden sowie begrüßen können. Um das gesamte Obergeschoss führt ein Balkon mit Holzdielen, auch hier ist Platz zum Spielen. Zudem verfügt jede Kita über ein Außengelände von ungefähr 1 600 bis 2 000 Quadratmeter.
Sind weitere Kitas in modularer Holzbauweise geplant?
Zurzeit nicht, mit der Planung weiterer Modul-Kitas wollen wir erst einmal abwarten. Auch können wir nicht vorhersagen, wie sich die Geburtenzahlen in ein paar Jahren entwickeln werden und welcher Bedarf dann noch bestehen wird. Und hier liegt übrigens ein weiterer Vorteil der sechs Modulbau-Kitas: Falls eines Tages die Gebäude nicht mehr für die Betreuung kleiner Kinder gebraucht werden, können sie mit nur geringem Aufwand auch für andere Zwecke genutzt werden.