Die sport- und bewegungsgerechte Stadt als lebenswerter Ort

11.11.2021 | Editorial

Vor wenigen Wochen durfte ich im Magistrat zusätzlich zu den Ressorts Planen und Wohnen auch die Zuständigkeit für den Sport übernehmen. Erstmals in Deutschland ist damit ein Planungsdezernent auch für den Sport zuständig. Diese bundesweit einmalige Konstellation bietet enorme Chancen, die ich nutzen kann und will. Etwa, indem wir städtebauliche Aspekte und Anforderungen des Sports detailliert aufeinander abstimmen. So möchte ich stärker als bisher den Städtebau in der Entwicklung des Sports berücksichtigen und auch die Belange des Sports noch stärker in der Baulandentwicklung vertreten.

Bislang habe ich immer gesagt, ich stehe für eine sozial- und klimagerechte Stadtentwicklung. Das ist auch weiterhin so. Nun kommt noch eine weitere Ebene, die sport- und bewegungsgerechte Stadtentwicklung hinzu: Die muss Spitzensport, Breitensport und auch den vereinsunabhängigen Sport umfassen. In diesem Sinne verstehe ich Sport auch als Bewegung, die Freude macht. Spitzen- und vereinsorientierter Wettkampfsport, Schul-, Freizeit- und Gesundheitssport, Trendsportarten der Jugendlichen sowie kindliches Bewegungsspiel sind für mich völlig gleichberechtigte menschliche Bewegungsaktivitäten, die ich ganzheitlich und umfassend fördern möchte. Ich möchte die Stadt als lebenswerten Ort gestalten, als vernetzten Bewegungsraum, der für alle Altersstufen Gelegenheiten für körperliche Aktivitäten bietet.

Die Kombination von Sport mit Stadtplanung und Wohnen ist dabei ideal. Denn wir können nun gezielt Räume und Einrichtungen schaffen, die zu Sport und Bewegung einladen. Und zwar überall dort, wo die Menschen wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen: Das ist für mich ein zentrales Ziel in unserer Stadtplanung. Vereinsungebundene Bewegungsmöglichkeiten drinnen und draußen sind mir wichtig, damit die Menschen in Frankfurt gesund leben und sich wohlfühlen können. Insbesondere sollen auch die Kinder in einem Umfeld aufwachsen, das zu Bewegung im Freien motiviert und für den Sport begeistert. Deshalb will ich niedrigschwellige Bewegungsangebote im unmittelbaren Wohnumfeld stärker schon bei der Konzeption von neuen Quartieren berücksichtigen.

Eine Stadterneuerung im Sinne einer sport- und bewegungsgerechten Stadt ist allerdings nicht einfach. Denn die Stadt Frankfurt besteht bereits. Man muss sich mit diesem Bestand auseinandersetzen und versuchen, in kleinen Schritten eine Reintegration von Bewegung, Sport und Spiel in die urbane Alltagswelt zu erreichen. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist, die Errichtung von Spiel- und Sportanlagen nicht länger als isolierte Bauaufgabe zu begreifen, sondern als integralen Bestandteil der Stadtentwicklung. Außerdem bedarf die bisherige räumliche Sportinfrastruktur einer bedürfnisgerechten Weiterentwicklung und Ergänzung. Ein weiteres großes Thema wird die Nachhaltigkeit im Sport sein, auch und insbesondere bei Großveranstaltungen.

Ich habe durchaus Respekt vor den neuen Aufgaben, gerade weil die Sportlandschaft in Frankfurt so vielseitig ist: Wir haben sehr aktive Vereine, engagierte Menschen, die sich mit unglaublich viel Leidenschaft, oftmals ehrenamtlich, für die Belange des Sports einsetzen, wir haben die starken Verbände, wir haben Leistungszentren und Sportereignisse, die vom Breitensport bis zum absoluten Profispitzensport reichen. Ich kann aber auf viele gute Entwicklungen in unserer Sportstadt Frankfurt aufbauen, mit einem fitten Team in der Verwaltung und mit Partnern darüber hinaus. Darauf freue ich mich sehr. Denn die Freude an Bewegung und Sport ist uns allen gemein.

Mike Josef

Dezernent für Planen, Wohnen und Sport
der Stadt Frankfurt am Main