Über 70 Jahre nach seiner Zerstörung entsteht eines der prächtigsten Häuser der Frankfurter Altstadt im DomRömer-Quartier wieder neu. Die Goldene Waage wird direkt neben dem Stadthaus mit Blick auf den Kaiserdom St. Bartholomäus errichtet. Das Fachwerkhaus mit dem wohlklingenden Namen zählte einst zu den Schmuckstücken der Altstadt. 1944 wurde die Goldene Waage bei einem Bombenangriff der Alliierten zerstört. Feuersbrunst und Nachkriegsjahre ließen nicht viel übrig – nur ein Eckbalken blieb erhalten. Grundlage für die Wiedererstehung des Renaissancebaus sind noch vorhandene Dokumente wie Fotos, Beschreibungen und Zeichnungen. Nur durch diese ist eine Rekonstruktion überhaupt erst möglich. Ein Glücksfall also, dass die Goldene Waage aufgrund der detaillierten Dokumentation wieder entstehen kann.
Einst das Anwesen eines erfolgreichen Geschäftsmanns
Bis 1619 wurde die Goldene Waage für Abraham von Hameln, einen wohlhabenden Gewürzhändler und Zuckerbäcker, erbaut. Als Glaubensflüchtling aus den Niederlanden gekommen, ließ er sich in Frankfurt nieder. Zwischen 1560 und 1630 kamen – wie Abraham von Hameln – über 100 000 Menschen als Flüchtlinge aus Holland in die aufstrebende Stadt am Main. Die große Zuwanderungswelle wurde dadurch ausgelöst, dass Reformierte aus den katholischen Niederlanden vertrieben wurden. Viele Zuwanderer waren geschäftstüchtige Händler, die repräsentative Anwesen für sich errichten ließen. Die Goldene Waage gehörte dazu. Das reichlich verzierte Eckgebäude mit seinen vier Stockwerken zählte zu den besonders gelungenen Exemplaren.
Originalteile aus dem ursprünglichen Gebäude werden verbaut
Das Architekturbüro Jourdan & Müller Steinhauser, verantwortlich für den Wiederaufbau des prächtigen Hauses, kann auf erhaltene Originalteile der Goldenen Waage zurückgreifen. Dazu zählen auch Bildhauerarbeiten in Form von Löwenköpfen im ersten Stock. Sie sind neben den Portraits von Abraham von Hameln und dessen Frau Anna angebracht. Der Ecktragstein, der das Gebälk stützt, ist ein Atlant. Auch der Mittelpfeiler im Eckturm bleibt der gleiche wie vor der Zerstörung. Beschädigte oder nicht mehr vorhandene charakteristische Elemente werden mit Hilfe von Lasertechnik restauriert oder rekonstruiert. Aufwendige Sandsteinbögen für das Erdgeschoss sind auf diese Weise bereits wieder entstanden.
Die Goldene Waage wird in Zukunft auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. In die fünf Meter hohe Halle im Erdgeschoss wird ein gastronomischer Betrieb einziehen. In dem ursprünglichen Haus war dies eine Kaufhalle. Hier wurden Waren verkauft. In den oberen Etagen wird unter anderem das Stoltze Museum auf zwei Etagen untergebracht werden.