Wenn die Dinge manchmal schneller ihren Lauf nehmen…

Manchmal nehmen die Dinge schneller ihren Lauf als erwartet. Im alltäglichen Leben kommt das deutlich häufiger vor als in der Stadtplanung. Allerdings hatten wir in den vergangenen Wochen – trotz Corona mit seinen Nebenerscheinungen – mehrere Entwicklungen, die es aufgrund längerer Vorlaufzeiten nicht in die vorliegende Ausgabe geschafft haben. Daher möchte ich an dieser Stelle darauf eingehen, da wir bei zwei Projekten, die vieles gemeinsam haben, einen deutlichen Schritt weitergekommen sind.
Wir konnten mit der Helaba eine Vereinbarung treffen, dass sie in ihrem in Planung befindlichen Hochhausprojekt an der Neuen Mainzer Straße eine Dependance des Weltkulturen Museums unterbringen wird. 15 Jahre lang mietfrei für die Stadt. Das ist ein großer Wurf, denn das Museum sucht schon seit langem Flächen, um seine Sammlung in einem größeren Umfang als bisher ausstellen zu können. Die Dependance soll im historischen Altbau im vierten Obergeschoss in einer Größenordnung von rund 900 Quadratmetern entstehen. Für das Vorhaben konnten wir auch schon eine Bauvoranfrage positiv bescheiden.
Damit schaffen wir es ein weiteres Mal, das Bankenviertel weg von der früheren monostrukturellen Büronutzung, hin zu einer stärkeren Nutzungsmischung zu entwickeln. Das Quartier wird vielseitiger, belebter und lebendiger. Zugleich wird es eine Verbindung zwischen den Wallanlagen und dem öffentlichen Zugang der Sockelbereiche geben. Es entsteht ein weiterer Baustein für eine Kultur-meile entlang der historischen Wallanlagen: Ausgehend vom Jüdischen Museum, über die Städtischen Bühnen, English Theatre und TowerMMK bis hin zur Alten Oper erstreckt sich schon heute ein Kulturangebot, das kontinuierlich weiterentwickelt werden soll. Wir haben es also nicht nur mit einem überzeugenden Hochhausentwurf mit Museum zu tun, sondern mit einem städtebaulichen und kulturellen Gewinn für ganz Frankfurt.
Außerdem konnte ich vor kurzem die Baugenehmigung für gleich vier Hochhäuser überreichen: Wir sind unbestritten die Stadt der Hochhäuser, aber eine Baugenehmigung für ein Hochhaus wird auch bei uns nicht jeden Tag erteilt. Und vier Baugenehmigungen für vier Hochhäuser? Ich denke, das gab es noch nie. Das ist wirklich ein außergewöhnlicher Anlass – so wie das Projekt selbst.
Denn auch mit dem Projekt „Four“ werden sich das Bankenviertel und die Frankfurter Innenstadt städtebaulich verändern: Hier entstehen Wohnungen für jede Einkommensschicht – das heißt auch Sozialwohnungen und darüber hinaus Wohnungen für Menschen mit mittleren Einkommen –, Einzelhandel, Büros, Gastronomie in einem Food-Court, aber auch andere öffentliche publikumsintensive Nutzungen wie ein frei zugänglicher Dachgarten. Hier kann man in Zukunft einfach mal hingehen, um Zeit zu verbringen, auch ohne zu konsumieren. Zuvor war das Areal jahrzehntelang für die breite Öffentlichkeit überhaupt nicht zugänglich. Das ändert sich jetzt. Hier entsteht eine bessere Durchmischung: funktional und sozial mit Angeboten für jedermann.
Four ist übrigens auch für mich persönlich ein besonderes Projekt: Es war das erste Hochhausvorhaben, bei dem ich als Planungsdezernent in der Jury saß – und nun konnte ich bereits die Baugenehmigung übereichen. Das ist, wenn man die langwierigen Abläufe in der Stadtplanung kennt, schon etwas ganz Besonderes.
Beide Projekte haben außerdem gemeinsam, dass sie unser Alleinstellungsmerkmal – unsere Skyline – weiterentwickeln und zum Positiven verändern werden. Darauf freue ich mich schon.
Auch wenn in den vergangenen Wochen und Monaten vieles in diesem Land zum Beinahe-Stillstand kam – das Planungsdezernat ist auch in Zeiten von Corona handlungsfähig und bringt zahlreiche Bauvorhaben voran, ohne dass es zu Verzug kommen würde. Und weil die Zeit immer schnelllebiger wird, haben wir uns dazu entschieden, auch über einen neuen Facebook-Kanal über die Arbeit unseres Dezernats zu informieren: Schauen Sie doch mal rein, unter www.facebook.com/ffmplanenundleben – damit Sie immer auf dem Laufenden bleiben, auch wenn die Dinge dann doch mal schneller ihren Lauf nehmen als geplant…
Mike Josef
Dezernent für Planen und Wohnen
der Stadt Frankfurt am Main