Die Baustelle an der Miquelallee erinnert an ein großes Puzzle: Aus 350 Holzmodulen wird dort ein Übergangsquartier für das Adorno-Gymnasium und die Holzhausenschule zusammengesetzt. Der Zeitplan ist ehrgeizig: Im September 2018 wurde mit den Erdarbeiten begonnen, schon im kommenden August sollen die ersten Schüler einziehen. Innerhalb weniger Monate entsteht ein komplettes Schulgebäude mit Klassenzimmern, Fachräumen, Mensa und zwei Schulhöfen für mehr als 2 000 Schüler. Es handelt sich um die weltweit größte Schule, die in Holzmodul-Bauweise errichtet wird. „Durch die Verwendung vorgefertigter Module können wir an dieser Stelle außergewöhnlich schnell bauen“, betont Jan Schneider, Dezernent für Bau und Immobilien. Schnell muss es gehen, weil an den Frankfurter Schulen kurzfristig Platz benötigt wird: Bis 2023 steigt die Zahl der Schüler jedes Jahr um fast 2 000. „Das bekommen wir nur hin, wenn wir neue Wege gehen“, sagt Schneider.
Die Holzmodule kommen aus der Schweiz
Einer dieser Wege führt in die Schweiz, in das Werk der Firma Erne bei Basel. Dort werden die bis zu 19 Meter langen und 20 Tonnen schweren Holzmodule für das Frankfurter Projekt gefertigt. Auf die Stunde genau werden täglich durchschnittlich fünf Module auf Tiefladern nach Frankfurt gebracht. Insgesamt rund 5 000 Kubikmeter Holz aus Mitteleuropa wird für die Frankfurter Schule verbaut. Im gesamten deutschen Wald wächst diese Menge innerhalb von 30 Minuten. Holzgebäude sind dadurch sehr nachhaltig. Das macht sich bei der so genannten grauen Energie bemerkbar, also dem Aufwand, der bei der Errichtung eines Gebäudes anfällt. Ein Holzbau verursacht nur ein Viertel der Kohlendioxid-Emissionen eines vergleichbaren Massivbaus, rechnet Patrick Suter vor, Mitglied der Geschäftsleitung der Erne AG Holzbau. Diese Zahl beeindruckt auch den Frankfurter Baudezernenten: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Schulen in Frankfurt möglichst energiesparend zu bauen. Der Baustoff Holz leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“
Holzmodule Kran
Die Module, die komplett mit Wandverkleidung und Fenstern nach Frankfurt geliefert werden, sind aber nicht ausschließlich aus Holz. Für die Decken wird auch Beton eingesetzt. Das hat vor allem einen Grund: das Raumklima im Sommer. Denn Holzbauten haben zwar viele Vorteile, aber auch einen gravierenden Nachteil: Anders als Gebäude aus Stein oder Beton sind sie nicht in der Lage, nachts die Kälte zu speichern, um sie tagsüber wieder abzugeben. Dieser Nachteil wird mit der Holz-Beton-Verbunddecke ausgeglichen. Als anderer Nachteil von Holzbauteilen wird häufig der Brandschutz angesehen. Doch dafür gibt es keinen Grund. Holz widersteht Bränden nicht schlechter als andere Baustoffe – und kann deshalb ohne Bedenken für den Schulbau verwendet werden.
Mehr als 50 Millionen Euro investiert die Stadt in die Schule mit einer Bruttogeschossfläche von 16600 Quadratmetern. „Das ist viel Geld für ein Übergangsquartier“, weiß Baudezernent Schneider. „Aber der Vorteil der Bauweise ist, dass die Module demontiert und an anderer Stelle wieder verwendet werden können. Dadurch wird die Investition wirtschaftlich.“ Etwa fünf Jahre lang wird das Gebäude voraussichtlich stehen. Dann wird die Holzhausenschule auf ihr saniertes Gelände an der Bremer Straße zurückkehren und das Adorno-Gymnasium wird seinen endgültigen Standort zwischen Hansaallee und Eschersheimer Landstraße beziehen.