Westlich des Rödelheimer Bahn­hofs werden seit geraumer Zeit ausgedehnte Neubaumaßnahmen realisiert. Das Gebiet ist bereits seit 1979 als Fundstelle für Gräber der Neuzeit bekannt. Im Rahmen einer Voruntersu­chung durch das städtische Denkmalamt konn­ten im Bereich einer Baugrube insgesamt 30 Grabschächte mit den Maßen 1,20 auf 2,20 Meter erkannt werden. Es zeigten sich Grabschächte in denen in der Regel mehrere Personen beigesetzt wurden. Es handelt sich um nord­südlich ausgerichtete Notbestattungen außerhalb eines Friedhofs und die Verstorbenen wurden über- und nebeneinander in Holzsärgen beigesetzt. Die Toten selbst trugen bei der Beerdigung nur ausnahmsweise Teile ihrer Kleidung. Häufiger sind Hinweise auf ein Leichentuch. Aufgrund der wenigen Kleiderknöpfe ist die Datierung in das 18./19. Jahrhundert gesichert.
Verstorbene vor mehr als 200 Jahren
Die Toten stammen demnach aus dem Jahr 1813, als das französische Heer sich auf dem Rückzug nach der Niederlage bei der Völkerschlacht zu Leipzig befand und in Rödelheim, ebenso wie Teile der alliierten Truppen, Quartier nahm. Zwischen dem 30. Oktober und dem 13. Dezember 1813 waren in Rödelheim 2 545 Offiziere, 33 333 Soldaten und 18 449 Pferde einquartiert in jeweils unterschiedlichen Kontingenten und aus unterschiedlichen Heerscharen. Das heißt außer Angehörigen der napoleonischen Armee auch russische und polnische Kosaken, Österreicher und bayerische Truppen.
Typhusepidemie-Opfer
Zwar kam es nach der Schlacht bei Hanau auch in Rödelheim an der Niddamündung zu Gefechten, gravierender war jedoch das Einschleppen einer Typhusepidemie, der viele zum Opfer fielen. Nach der vollständigen Dokumentation und Bergung der Toten ist eine anthropologische Bearbeitung an der Universität Göttingen gesichert, auch mit dem Ziel, die Herkunft und damit die Nationalität der Toten zu erkennen.