Die Ende März getroffene Vereinbarung zwischen der Stadt Frankfurt und der chemischen Industrie führt nach vierjähriger Verhandlungszeit zu Planungssicherheit für beide Seiten und ermöglicht den Neubau von bis zu 3000 Wohnungen. Betroffen sind die Gebiete um die Industrieparks Höchst, Griesheim und Fechenheim.
Im Jahr 1976 ereignete sich im italienischen Seveso, das nur zirka 20 Kilometer von Mailand entfernt liegt, eine Umweltkatastrophe, wobei eine große Menge an hochgiftigem Dioxin freigesetzt wurde. Das war der Ausgangspunkt für die europäische Seveso-III-Richtlinie zur Beherrschung der Gefahren schwerer Unfälle mit gefährlichen Stoffen.
Die nun getroffene Vereinbarung beinhaltet, dass in einem Abstand von 500 Metern zu den Industrieparks weder Wohnungen, Schulen, Altersheime noch Veranstaltungssäle genehmigt werden dürfen. Außerhalb und bis zu einem Abstand von einem Kilometer können hingegen Bauleitplanungen für beispielsweise Wohnbaugebiete verfolgt werden. Dafür verpflichten sich die Betreiber und Nutzer der Industrieparks, keine rechtlichen Schritte gegen entsprechende Bauvorhaben mehr zu unternehmen, die außerhalb dieses Umkreises liegen. Neue Störfallbetriebe sollen zudem in den Parks räumlich so angesiedelt werden, dass ein möglichst hoher Sicherheitsabstand eingehalten wird.
Diese Vereinbarung ist für beide Seiten von größtem Nutzen. Einerseits hat die Industrie jetzt Planungssicherheit und wird nicht vergrault. Sie ist immerhin großer Arbeitgeber und wichtiger Gewerbesteuer-zahler. Andererseits können jetzt dringend benötigte Flächen als Bauland ausgewiesen werden, was den Bau von bis zu 3000 Wohnungen möglich macht.