Schulbau läuft auf Hochtouren
Stadt Frankfurt investiert Rekordsumme in die Bildung
Frankfurt wächst ungebremst: Rund 759 000 Einwohner zählte die Stadt Ende 2019 – das ist eine Steigerung um fast 11 000 Personen innerhalb eines Jahres. Viele davon sind Schüler, weshalb die Stadt Frankfurt die Kapazitäten an den Schulen laufend erweitert. „Wir müssen jedes Jahr im Schnitt rund 2 000 zusätzliche Plätze für Schüler schaffen“, sagt Baudezernent Jan Schneider. „Das ist ein gewaltiger Kraftakt für das 2017 gegründete Amt für Bau und Immobilien.“ Aber es zeigen sich Erfolge. Die Investitionen der Stadt in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wurden dafür 2017 noch rund 95 Millionen Euro ausgegeben, waren es 2019 bereits rund 160 Millionen Euro. 2020 soll diese Rekordsumme noch einmal auf 175 Millionen Euro gesteigert werden. An rund 100 der 170 Frankfurter Schulen wird derzeit gebaut.
Zahlreiche zusätzliche Plätze entstehen kurzfristig in temporären Anlagen aus Holz- oder Stahlmodulen. Um flexibel reagieren zu können, hat das Amt für Bau und Immobilien Rahmenverträge mit Herstellern mit einem Gesamtvolumen von 55 Millionen Euro abgeschlossen. Dadurch war es zum Beispiel möglich, im vergangenen Jahr nach nur wenigen Monaten Bauzeit die neue Grundschule Riedberg 3 in einer Stahlcontaineranlage in Betrieb zu nehmen. Auch der Schulcampus Westend an der Miquelallee, die weltweit größte Holzmodulschule, wurde in rekordverdächtig kurzer Zeit fertiggestellt. Andere Schulen wie die Grundschule Riedberg, die August-Gräser-Schule in Schwanheim oder die Fridtjof-Nansen-Schule in Nied haben Erweiterungen in Modulanlagen erhalten.
In ebenfalls zeitsparender Holztafelbauweise wurde der Neubau der KGS Niederrad am Rande der Siedlung „Im Mainfeld“ errichtet. „Dadurch konnten wir schnell auf den Bedarf reagieren“, betont Schneider. Anfang 2020 wurde das rund 30 Millionen Euro teure Projekt abgeschlossen. In den beiden dreigeschossigen Bauteilen, die über ein Brückenbauwerk miteinander verbunden sind, finden nicht nur vier Jahrgänge der KGS Niederrad Platz, sondern auch das Regionale Beratungs- und Förderzentrum Süd. Offene Lernzonen in den Fluren und Räume mit unterschiedlichen Größen zwischen 30 und 120 Quadratmeter ermöglichen variables Arbeiten. Die Holzbauweise macht das Gebäude besonders nachhaltig. 2 570 Kubikmeter Holz wurden verbaut – eine Menge, die in deutschen Wäldern innerhalb von nur elf Minuten nachwächst.
Klimaschutz ist Trumpf
Auch bei klassischen Massivbauten achtet die Stadt Frankfurt auf den Klimaschutz und setzt Passivhauselemente ein, um den Energieverbrauch zu minimieren. Zum Beispiel bei der Berkersheimer Schule, die im vergangenen Sommer in Betrieb genommen wurde. Dort werden neue technische Ansätze ausprobiert: Erstmals wurden als Pilotprojekt zu Vergleichszwecken zwei verschiedene Lüftungssysteme eingebaut: Der Südflügel wird mechanisch be- und entlüftet. Der westliche Trakt wird dagegen über ein ausgeklügeltes System von Öffnungsflügeln und flurseitigen Schächten vollständig natürlich belüftet. „Wir sind laufend dabei, unsere Schulbauten ökologisch und ökonomisch zu optimieren“, erläutert Schneider. „Von dem Vergleich der beiden Lüftungssysteme versprechen wir uns Erkenntnisse darüber, welche Methode sich unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und Benutzerfreundlichkeit am besten bewährt.“
Der rund 20 Millionen Euro teure Neubau mit Sporthalle war nötig geworden, weil der Platz am bisherigen Schulstandort im Ortskern von Berkersheim nicht mehr ausreichte. Herzstück der Schule ist die Pausenhalle, die auch für Schulveranstaltungen mit mehr als 200 Personen genutzt werden kann. Eine großzügige Treppenanlage mit Sitzstufen verbindet die beiden Geschosse und kann als Sitzlandschaft vielfältig bespielt werden. Eine Besonderheit sind kleine Höfe, die die angrenzenden Flure mit Tageslicht versorgen, aber auch als Klassenraum im Freien dienen.
Neue Ansätze gegen Raumnot
Auf die Verbindung von Innen und Außen wurde auch beim Anfang 2020 bezogenen Neubau der Ludwig-Weber-Schule in Sindlingen geachtet. Er ist geprägt von einer dreigeschossigen, lichtdurchfluteten Treppenhalle, offenen Lernlandschaften und großen Terrassen, die als qualitätsvolle Aufenthaltsbereiche und als „grünes Klassenzimmer“ genutzt werden können. Gebaut wurden Räume für eine zweizügige Grundschule mit Einstiegsklassen und einen inklusiven Ganztagsbetrieb mit Cafeteria und Küche sowie eine Sporthalle, die außerhalb der Schulzeiten auch Vereinen zur Verfügung steht. 24 Millionen Euro investierte die Stadt.
Benötigt werden an den Schulen aber nicht nur zusätzliche Klassenräume, sondern auch Sporthallen. Dafür ist auf den beengten Grundstücken nicht immer genügend Platz vorhanden. Deshalb geht die Stadt Frankfurt auch hier neue Wege. So werden Sporthallen übereinander „gestapelt“, wie zum Beispiel an der Mühlbergschule in Sachsenhausen. Eine andere Lösung wird an der Schillerschule in Sachsenhausen realisiert: Dort wird die Sporthalle teilweise unterirdisch auf dem Schulhof errichtet. Das Dach kann betreten und als Bewegungs- und Aufenthaltsfläche genutzt werden. Dadurch wird die Verkleinerung des Schulhofs kompensiert. 7,5 Millionen Euro investiert die Stadt.