Wie schön wäre es doch, könnte man in die Vergangenheit reisen und die Geschichte noch einmal hautnah erleben. Die Erfindung einer Zeitmaschine kann an dieser Stelle leider nicht verkündet werden, aber einen spannenden Einblick auf Schätze aus einer längst verflossenen Zeit gibt es allemal. Denn Kulturdezernentin Ina Hartwig und Planungsdezernent Mike Josef haben eine neue Technik vorgestellt, mit der archäologische Ausgrabungsfunde im Stadtgebiet in ihrem Originalzustand konserviert und für die Nachwelt erlebbar gemacht werden können: Die Erstellung von so genannten Lackprofilen.
„So lässt sich unsere Geschichte anhand von Originalen bildhaft vermitteln.“
Ina Hartwig, Kulturdezernentin
Relikte aus der Römerzeit
Tierknochen, Zähne, Keramikscherben und eine Lanzenspitze. Die Funde, die durch die Grabungen am Erweiterungsbau der Römerstadtschule zu Tage kamen, sind eindrucksvolle, echte Beweise aus der Römerzeit. 1,50 mal 1,50 Meter beziehungsweise 2,50 mal 1,50 Meter sind die Ausgrabungsstücke groß, die aus dem Boden in Heddernheim stammen. Ein Lackprofil gibt einen naturgetreuen Ausschnitt der vielfältigen geologischen Ablagerungen im Boden wieder. Bereits seit Mai vergangenen Jahres führte das Denkmalamt aus Anlass der Erweiterung der Römerstadtschule archäologische Ausgrabungen durch und machte die herausragenden Funde. Denn es wurde ein Tempelbezirk der römischen Stadt Nida freigelegt, die sich dort, in den heutigen Gemarkungen Heddernheim und Praunheim, befand.
Aufwendige Herstellung
Die Herstellung und Bearbeitung von Lackprofilen bis hin zu ausstellungsfähigen Objekten ist sehr aufwendig und dauert mehrere Wochen. Restauratoren und Grabungstechniker waren zunächst vier Tage lang im Schutzanzug und mit Atemmaske tätig, um die bereits freigelegten Bodenprofile zu bearbeiten. Diese wurden mit einem Kunstharzprodukt beschichtet und getrocknet, bevor die Vorderseite erstmals sichtbar wurde. Nach der Bereinigung der Vorderseite wurden lose Kiesel und Ähnliches abgenommen und gebrochene Knochen restauriert. Anschließend wurde das Ganze in einen Rahmen gefasst und gleichmäßig an den Seiten und am Boden beschnitten.
Museale Präsentation
Bei den Grabungen stieß man neben mehreren ehemals repräsentativen Steingebäuden auf weitere Zeugnisse der religiösen Verehrung zur Römerzeit. Dazu gehören auch Kultgruben aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus, die in einem bisher nicht erforschten Zusammenhang mit religiösen Handlungen innerhalb der Tempelanlage stehen. Durch die nun erstellten Lackprofile kann ihr Zustand, ihr Inhalt und ihre Struktur unverändert für die Zukunft konserviert werden. Die römische Fundstelle in Heddernheim als Verwaltungssitz der Civitas Taunensium, eine römische Verwaltungseinheit, ist bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Es handelt sich um eine bedeutende Fundstelle im Stadtgebiet und innerhalb der römischen Provinz Germania Superior. Die Lackprofile sind das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem Archäologischen Museum Frankfurt und dem städtischen Denkmalamt. Sie sollen künftig museal präsentiert werden. Es ist angedacht, eines in der Römerstadtschule unterzubringen und eines im Archäologischen Museum aufzustellen.