Es ist eine verzwickte Angelegenheit: Es ist wichtig, zügig bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Und gerade in Zeiten des Klimawandels müssen die Auswirkungen neuer Bebauung auf Natur, Umwelt und Klima minimiert werden. Dies darf aber nicht dazu führen, dass die Qualität in Architektur und Städtebau zu kurz kommt. Denn schließlich werden Neubauten für viele Jahrzehnte errichtet. In dieser Zeit werden sie ihre Umgebung beeinflussen und prägen.
Das Thema Qualität in Architektur und Städtebau ist uns als Dezernat für Planen und Wohnen nicht neu. Da es uns wichtig ist, sind wir hier in vielerlei Hinsicht aktiv. So fordern wir regelmäßig bei großen Projekten und insbesondere an städtebaulich sensiblen Stellen konkurrierende Verfahren und Wettbewerbe. Beispielsweise wird kein Hochhaus ohne vorausgehenden Architektenwettbewerb gebaut. Mit dem Städtebaubeirat diskutieren wir regelmäßig über Gestaltungsfragen. Für manche Quartiere gelten Gestaltungssatzungen oder es gibt gar einen Gestaltungsbeirat, wie etwa für die Bebauung des Dom-Römer-Areals.

Vor kurzem haben wir außerdem eine Veranstaltungsreihe auf den Weg gebracht, in der wir unsere neue Broschüre „Qualität im Städtebau. Allgemeine Leitlinien für Bauplanung und Bauberatung“ der Öffentlichkeit und insbesondere der Fachöffentlichkeit vorgestellt und diskutiert haben – darüber wird auf Seite 28 der vorliegenden Ausgabe berichtet. Die Inhalte bilden die Grundlage für die Bauberatungspraxis in Stadtplanungsamt und Bauaufsicht. Die Broschüre ist keine Bibel, sondern ein Werk, das weiterentwickelt werden soll. Denn meiner Meinung nach brauchen wir einen Diskurs darüber, was die Qualität einer städtischen Struktur ausmacht. Wie bauen wir notwendige Wohnungen in einer Struktur, die qualitätsvoll ist und dem Klimawandel Rechnung trägt? Dabei geht es nicht ausschließlich um die Gestalt der neuen Bauten und Quartiere. Mich interessieren insbesondere auch der öffentliche Raum und die Grün- und Freiräume unserer Stadt. Sie sind kein Beiwerk, sie sind für die Qualität einer Stadt essenziell.

Letztlich beschäftigen uns diese Themen auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept Frankfurt 2030+, das den Untertitel trägt „Wachstum nachhaltig gestalten – urbane Qualitäten stärken“ und auf den Seiten 24 – 26 vorgestellt wird. Auch hier geht es darum, Wohnungsbau, Gewerbe und Grünflächen zusammen weiterzuentwickeln und nicht isoliert zu betrachten. Das Konzept ist ein klares Bekenntnis Frankfurts zum Leitbild einer integrierten Stadtentwicklung. Es legt Schwerpunkträume und Leitprojekte fest, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Es ist der strategische Orientierungsrahmen, um Frankfurt am Main mittelfristig sozial- und klimagerecht weiterzuentwickeln.

Ein aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept abgeleiteter Grundsatz ist das Ziel, zunächst die Infrastruktur zu errichten und dann den Wohnungsbau. Ein größeres Projekt, dessen Planung bereits weit fortgeschritten ist und diesen Gedanken verfolgt, ist das Areal Südlich Rödelheimer Landstraße, das in der Vermarktung auch als Schönhof-Viertel bezeichnet wird – Näheres wird auf Seite 5 erläutert. Dort wird auf einer bereits schon versiegelten Fläche ein vielfältiges Quartier entwickelt: mit über 2000 Wohnungen für alle Bevölkerungsschichten – etwa 600 Wohnungen sind gefördert – einschließlich der benötigten Infrastruktur. Eine Hybrid-Grundschule bildet den Mittelpunkt des Quartiers und wird dieses in den kommenden Jahren sicherlich mitprägen.

Mike Josef
Dezernent für Planen und Wohnen
der Stadt Frankfurt am Main