Trotz der Kriegszerstörungen sind in der Frankfurter Innenstadt immer noch viele Brunnen aus dem Barock und dem Klassizismus erhalten. Zu den Objekten, die ihre Funktion als Wasserspender im Laufe der Zeit verloren haben, gehört auch der Weiße-Lilie-Brunnen, der heute nur noch in Gestalt seines Aufsatzes, eines Obelisken, besteht. Benannt nach dem einst benachbarten Haus „Zur weißen Lilie“ wurde er um 1794 unter dem Brunnenbaumeister Johann David Voelcker als Pumpenbrunnen in klassizistischer Formensprache auf dem „Comoedienplatz“, dem heutigen Rathenauplatz, aufgestellt.
Mehrmaliger Umzug
Der Brunnen blieb allerdings nur bis 1831 in Betrieb, dann wurde er abgebaut. Von einem Privatmann erworben, hat der Obelisk viele Jahrzehnte im Garten eines Hofguts an der Friedberger Landstraße überstanden, bis er bei einer genehmigungspflichtigen Baumaßnahme auf dem Grundstück vom damaligen Stadtkonservator wiederentdeckt wurde. Nachdem der Obelisk erneut in den Besitz der Stadt Frankfurt gelangt war, konnte er mit großzügiger finanzieller Unterstützung des Kuratoriums Kulturelles Frankfurt (KKF) restauriert und auf dem Goetheplatz, in Nähe des ursprünglichen Brunnenstandorts, aufgestellt werden. In Folge einer Umgestaltung des Platzes wurde der Obelisk im Depot des Archäologischen Museums eingelagert und geriet beinahe in Vergessenheit. Engagierte KKF-Mitglieder nahmen 2013 Kontakt mit dem Denkmalamt auf, das mit dem Stadtplanungsamt und dem Kulturamt als Besitzer des Obelisken mögliche Standorte für eine Wiederaufstellung sondierte. Eine Wiederaufstellung konnte somit erwirkt werden.
Aufgrund dessen, dass der Friedrich-Stoltze-Brunnen vom gleichnamigen Platz an seinen ursprünglichen Standort, auf den neu angelegten Hühnermarkt im DomRömer-Areal, umgezogen war, bot sich die einzigartige Chance, den Obelisken auf dem Friedrich-Stoltze-Platz aufzustellen.Hier wurde er im November 2017 eingeweiht.