Neue Herausforderungen benötigen neue Lösungen. Um den gestiegenen Bedarf an Unterrichtsräumen befriedigen zu können, hat Baudezernent Jan Schneider die üblichen Prozesse in Frage gestellt. Eine Untersuchung der Bauprozesse zeigte, dass mit der üblichen Massivbauweise ein erforderlicher schneller Bau von Unterrichtsräumen nicht zu erzielen ist. Nur durch Vorfertigung und neue Ausschreibungsverfahren ist dies denkbar. Das Hochbauamt schlug unterschiedliche Modulbausysteme vor, die je nach Aufgabenstellung, bei den folgenden Projekten exemplarisch umgesetzt wurden:
Holztafelbauweise – Beispiel: Ludwig-Weber-Schule
Für die Auslagerung der Ludwig-Weber-Schule wurde anstatt der bisher verwendeten Stahlcontainer eine Bauweise gewählt, die ebenfalls abgebaut und umgesetzt werden kann, die aber für Schüler und Lehrer wesentlich attraktiver und in den Betriebskosten signifikant wirtschaftlicher ist. Das Bausystem besteht aus vorgefertigten Wand- und Deckenelementen, die vor Ort zusammengebaut werden. Eine spezielle Hartholzzapfenverbindung erlaubt das präzise Zusammenfügen und das spätere Lösen der Bauelemente. Der Einbau der Technik, also Heizung, Beleuchtung, Sanitär erfolgt auf der Baustelle. Holz-oberflächen statt Gipskarton, Schallschutz und ein niedriger Energieverbrauch sind die wesentlichen Parameter, die die Holztafelbauweise auszeichnen. Die von Stadtrat Jan Schneider initiierten sechs Modulbaukindertagesstätten wurden ebenfalls in Holztafelbauweise gebaut.
Holzraumzellenbauweise – Beispiel: Erweiterung der Europäischen Schule
Die Erweiterung der Europäischen Schule, die in sehr kurzer Zeit umgesetzt werden musste, verlangte nach völlig neuen Ansätzen. Stahlcontainer, mit denen die Zeitvorgaben zu erfüllen gewesen wären, wurden von den Eltern und der Schulleitung abgelehnt. Dem Hochbauamt war klar, dass weiterer Zeitgewinn nur durch eine totale Vorfertigung denkbar sein könnte.
Hier wurde ein Hotelprojekt in Vorarlberg zum Vorbild. Das Gebäude war aus Holzraummodulen umgesetzt worden. War die Bauweise nicht auch auf Schulen übertragbar? Bisher war das nirgendwo ausprobiert worden. Im Hotelbau besteht ein Raum aus einem Holzmodul. Im Schulbau ist dies nicht möglich, denn die Räume sind deutlich größer. Eine Lösung wurde gefunden. Der Bau wurde als erster Schulbau in Holzmodulen in Europa umgesetzt. Das Ergebnis gefällt: Die ESF wurde mit dem Deutschen Holzbaupreis, mit einer Auszeichnung für Vorbildliches Bauen im Lande Hessen, dem DAM Preis 2017 ausgezeichnet und in nationalen und internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Stahlbetonmodulbauweise – Beispiel: Franz-Böhm-Schule
Der Ersatzbau der Franz-Böhm-Schule, einer beruflichen Schule, wurde in einer ebenfalls modular aufgebauten Stahlbetonbauweise realisiert. Die einzelnen Bauelemente, wie Decken, Wände und Stützen wurden in einem Werk zentral vorgefertigt und vor Ort montiert. Der Innenausbau und der technische Ausbau erfolgen konventionell vor Ort.