Zum Unterhalt der acht Innenstadtkirchen hat sich die Stadt Frankfurt im Dotationsvertrag von 1830 verpflichtet. 2019 wurden aufwendige Sanierungsarbeiten in der Liebfrauenkirche, in St. Leonhard und am Dom beendet. „Die Kirchen sind ein bedeutender Teil der Tradition unserer Stadt“, sagt Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker. „Wir nehmen unsere Verantwortung wahr und pflegen dieses Erbe.“ Baudezernent Jan Schneider betont: „Wir haben im Amt für Bau und Immobilien erfahrene Experten, die wissen, wie man sorgfältig mit historischer Bausubstanz umgeht.“
Liebfrauenkirche
In der Liebfrauenkirche wurden seit 2017 unter anderem der Altarraum umgestaltet, Decken restauriert, Beichtstühle modernisiert sowie Beleuchtung und Elektrik erneuert. Während der Arbeiten kamen sehr überraschend Mosaike aus der Zeit des Wiederaufbaus in den 50er-Jahren mit Darstellung des Leidensweges Christi zum Vorschein. Diese sind nun gereinigt der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Im Juni 2019 wurde die renovierte Kirche eingeweiht. Insgesamt kostete die Sanierung rund 1,9 Millionen Euro.
Kirche St. Leonhard
Die seit 2011 laufende, zirka 11,5 Millionen Euro teure Innenrestaurierung der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche St. Leonhard wurde im Sommer dieses Jahres weitestgehend fertiggestellt. Die archäologischen Grabungen brachten herausragende Funde hervor. So wurden die im 15. Jahrhundert entstandene lebensgroße Steinfigur eines Pultträgers und Grabplatten unterschiedlicher Epochen gefunden. Nach Abschluss der Grabungen wurde das Fußbodenniveau des 16. Jahrhunderts wiederhergestellt und freigelegt. Es folgt noch die statische Ertüchtigung der nördlichen Vorhalle.
sanierte Leonhardskirche
Dom St. Bartholomäus
Am Dom St. Bartholomäus wurden in den vergangenen Jahren Dach und Fassaden in mehreren Abschnitten saniert. Im November wird die rund 9,7 Millionen Euro teure Sanierung des Langhauses und der Querhäuser beendet. Unter anderem wurde die Schieferdeckung erneuert und die Natursteinfassade mit Fenstern restauriert. Im kommenden Jahr schließt sich die Sanierung der vorgelagerten Baukörper wie der Domvorhalle und der Scheidskapelle an. 2021, rechtzeitig zum ökumenischen Kirchentag in Frankfurt, soll die Sanierung abgeschlossen sein.
 
Dombaumeisterin Julia Lienemeyer

Ein Herz für historische Gebäude

St. Bartholomäus ist kein unbekanntes Terrain für die promovierte Julia Lienemeyer. Seit 2018 betreut die Architektin dort die Sanierungsarbeiten. Der Dom im Herzen der Stadt wird künftig das Herzstück ihrer täglichen Arbeit sein, denn sie ist jetzt im Amt für Bau und Immobilien für Kirchen und Baudenkmäler zuständig. Position und Aufgaben hat sie von Robert Sommer übernommen, der in den Ruhestand gegangen ist. Der langjährige Dombaumeister weiß das Projekt und damit einen Teil seiner Lebensaufgabe in den besten Händen. Erstmals hat jetzt eine Frau die leitende Position für die Projekte rund um den Dom inne.
Lienemeyer wird ebenso wie ihr Vorgänger für die acht denkmalgeschützten Dotationskirchen in der Frankfurter Innenstadt zuständig sein. „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe“, sagt die 51 Jahre alte gebürtige Frankfurterin. „Sie ist für mich eine Anerkennung meiner bisherigen Arbeit für die Stadt Frankfurt im Bereich denkmalgeschützter Bauten, die ich auch in Zukunft genau so engagiert und motiviert fortsetzen möchte.“
Julia Lienemeyer steht seit zehn Jahren in den Diensten der Stadt, war an bekannten Bauten wie der Alten Oper oder dem Bolongaropalast in Höchst tätig. „Bei der Arbeit mit denkmalgeschützter Bausubstanz geht es primär um den Erhalt der Gebäude, aber auch darum, die Nutzung weiterhin und nach heutigen Standards möglich zu machen. Diese Kombination so gut wie möglich umzusetzen, darin liegt für mich eine der Herausforderungen.“ Wie gut sie diese meistert, zeigt sich unter anderem in den Auszeichnungen, die sie zum Beispiel für die Instandsetzung des Uhrtürmchens an der Friedberger Anlage, den Umbau und die Sanierung des Kuhhirtenturms in Sachsenhausen und die Sanierung des Dompfarrhauses erhielt.
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Frau Lienemeyer und werde mir von ihr sicher häufiger den Fortschritt bei den Sanierungsarbeiten am Dom erläutern lassen“, so Baudezernent Jan Schneider. Nicht nur dieses Projekt ist eine spannende Herausforderung für die Architektin, die jetzt den Titel „Dombaumeisterin“ trägt.