Gemeinschaftliches Wohnen ist für die Zukunft der Stadt unverzichtbar. Darüber waren sich bei der neunten Informationsbörse im September Bürgermeister Cunitz und alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig. Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung standen der Blick nach Zürich und die Chancen der Kooperation mit Traditionsgenossenschaften. Der Architekt und Mitgründer der Züricher Genossenschaft Kraftwerk 1 Andreas Hofer gab Einblicke in das Projekt „mehr als wohnen“. Durch den Zusammenschluss der arrivierten und der jungen Wohnungsgenossenschaften konnten in Zürich große gemeinschaftliche Wohnprojekte entstehen, die sowohl durch ihr Raumprogramm, als auch ihre städtebauliche Qualität internationale Beachtung finden.
Der Luxus liegt im Teilen
„Mehr als wohnen“ trägt es bereits im Titel: in Zürich entstehen genossenschaftliche Wohnprojekte, die auch Cafés, Hotels, Läden und Arbeitsräume integrieren. Gewohnt wird nicht mehr nur in klassischen, abgeschlossenen Wohneinheiten, sondern in so genannten Cluster-Wohnungen. Der private, abgeschlossene Raum ist auf das Minimum reduziert, aber die selbstgewählte Gemeinschaft teilt sich unterschiedliche Funktionsräume. Ein wenig lässt sich diese Wohntypologie mit großen Wohngemeinschaften vergleichen, allerdings sind die Grundrisse so geschickt konstruiert, dass ein Rückzug in die privaten Räume, die mit Badezimmer und Kochnische ausgestattet sind, problemlos möglich ist. Anstatt selbst Platz auf Vorrat zu haben, um große Feste zu feiern, können der Gemeinschaftsraum und die Küche genutzt werden. Weil die Besucher im angegliederten Hotel untergebracht werden, kann auf ein zusätzliches Gästezimmer verzichtet werden. Dafür können so genannte Joker-Zimmer bei Bedarf auch für einen längeren Zeitraum hinzugemietet werden.
Von Zürich lernen
Auch in Frankfurt versucht man den Weg für die Kooperation von Traditionsgenossenschaften und Wohnprojekten zu ebnen. Aus diesem Grunde haben das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen e.V. und die Kooperation Frankfurt – der Zusammenschluss der sieben großen Wohnungsbaugenossenschaften – Rahmenbedingungen zur Zusammenarbeit vereinbart. Der Kooperationsvertrag soll das gemeinsame Bauen mit Wohnprojekten für beide Seiten erleichtern. Der große Gewinn besteht unter anderem darin, dass sich mit einer Traditionsgenossenschaft als Partner größere gemeinschaftliche Projekte umsetzen lassen. Sind die Projekte zu klein, bleiben sowohl die gemeinschaftlich genutzten Flächen relativ klein und können auch weniger in ihr Umfeld wirken. Positive Effekte für das Quartier fallen dann weniger deutlich aus.
Bei der Informationsbörse im Römer hatten Interessierte die Gelegenheit, mit einzelnen Wohninitiativen ins Gespräch zu kommen, ebenso wie mit Vertretern der Kooperation Frankfurt und anderen Akteuren, Vereinen und Initiativen auf dem Gebiet des gemeinschaftlichen Wohnens. Birgit Kasper vom Netzwerk zeigte sich erfreut über die guten Gespräche. Dies zeige, dass sich die Szene in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt und an Qualität gewonnen habe. Die verschiedenen Initiativen stehen in den Startlöchern, um innovative Projekte zu verwirklichen.