Das Stadtmuseum Frankfurts befindet sich im Umbruch. In den vergangenen Jahren wurde das Altbauensemble des Historischen Museums Schritt für Schritt saniert und wird ab 2017 durch ein neues Ausstellungshaus sowie ein Verwaltungsgebäude ergänzt. Die unterirdisch miteinander verbundenen Neubauten entstehen an der Stelle, wo bis 2010 das Ausstellungsgebäude der 1970er-Jahre in Sichtbeton-Architektur stand.
Architektur und Ausführung nehmen Bezug zur unmittelbaren Umgebung
Gebaut werden die neuen Gebäude nach Plänen des Architekturbüros Lederer Ragnarsdóttir Oei. Die Stuttgarter Architekten siegten bei dem internationalen Wettbewerb zum Museumsneubau im Jahr 2008. Fast 50 Architekturbüros reichten damals ihre Beiträge ein. Mit der Aufteilung in zwei Gebäude orientieren sich die Neubauten an ihrer Umgebung und greifen den historischen Stadtgrundriss der Frankfurter Altstadt vor den Kriegszerstörungen wieder auf. Auch die verwendeten Baumaterialien haben einen Bezug zu den Gebäuden im Umkreis – so werden die Fassaden in Neckar-, Mainsandstein und Naturputz ausgeführt. Die Satteldächer werden nach historischen Vorbildern mit Naturschiefer gedeckt und erhalten kupferfarbene Dachrinnen. Ein Spezialunternehmen, das die alte Dachdeckerkunst noch beherrscht, wird die Arbeiten ausführen.
2016 sollen die beiden Bauwerke fertig sein. Über eine Freitreppe mit neuem Platz soll sich dann den Besuchern das neue Museumsareal zwischen zwei konisch zulaufenden Gebäuden öffnen. Über den Platz wird auch erstmals die dahinterliegende Straße Am Geistpförtchen erreichbar sein.
Bereits von außen werden Museumsbesucher einen Vorgeschmack darauf erhalten, was sie später im Museum erwartet. Anstelle eines Brunnens in der Platzmitte soll eine überdimensionale Schneekugel stehen. Beim Blick in die Kugel entdecken die Betrachter bereits Ausstellungsexponate des Historischen Museums. Der Inhalt der Kugel wird von Zeit zu Zeit mit Hilfe eines Roboters wechseln.
Die langgezogenen Gebäudefassaden werden ebenfalls Museumsexponate – in diesem Fall Spolien – erhalten. Aussparungen an den Fassaden sollen wie eingelassene Vitrinen wirken. Dadurch können Besucher und Touristen auf Anhieb erkennen, dass es sich bei den Gebäuden um ein Museum handelt. Die hohe Qualität, die sich bereits außen andeutet, wird sich auch im Innern des Museums fortsetzen. Auch das Gebäudeinnere ist dramaturgisch komponiert, um so den Ansprüchen eines zeitgemäßen Museums gerecht zu werden. Mit jedem Stockwerk dringt mehr Licht in die Ausstellungsräume – alle Exponate können mit diesem Design gemäß ihren erforderlichen Lichtbedingungen ausgestellt werden. Im Obergeschoss erwartet die Besucher ein Aussichtspunkt, der ihnen einen außergewöhnlichen Blick auf den Main und den Römer schenkt. Ein großzügig verglaster Erker und 84 Fenster ermöglichen dies.
Baustellenfund wird zu bedeutendem Museumsexponat
Nach Abschluss der Bauarbeiten im Jahr 2016 ist ein Tag der offenen Tür geplant, an dem Interessierte die Bauten besichtigen dürfen. 2017, nachdem etwa ein Jahr lang die Ausstellung aufgebaut wurde, soll der Museumsneubau öffnen. Mit Fertigstellung stehen dem Historischem Museum insgesamt 4 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung; davon sind 1000 Quadratmeter für Wechselausstellungen eingeplant.
Ein bedeutendes Exponat befindet sich bereits jetzt schon dort, eingehüllt und gut geschützt wie ein Schatz. Es ist ein Teil des historischen Frankfurter Hafens aus dem 13. Jahrhundert. Hohe Gäste, Könige und Kaiser könnten die Hafenanlage genutzt haben, wenn sie für Krönungen anreisten oder die Pfalz besuchten. Der besondere Fund ist genau dort, wo er sein sollte: er liegt inmitten des Historischen Museums. Das Relikt des alten Frankfurt wurde erst während der Bauarbeiten entdeckt und wurde konzeptionell in das neue Museumsareal und in das Gebäude eingebettet.