Eine Reise vom äußersten Westen bis zum Osten gespickt mit städtebaulichen Glanzlichtern

Dass Frankfurt am Main liegt, weiß jedes Kind. Dass die Stadt es aber versteht, den Main aktiv und immer mehr in sein städtisches Leben zu integrieren ist – zumindest über die Stadtgrenzen hinaus – nicht jedem bekannt.
Entlang der Themse oder der Seine zu flanieren ist seit Jahrzehnten eindrucksvoll und Bestandteil jeder Besichtigungstour. Hingegen galt der Main eher als Namensbestandteil der Stadt Frankfurt. Das hat sich mit der Fertigstellung des Main­uferparks geändert. Doch was wäre dieser Weg, wenn er nur Grünflächen und Liegewiesen böte? Der Weg ist die Verbindung von den Neubauprojekten im westlichen Sommerhoffpark über das MainTor-Areal, die renovierte Alte Brücke, die neu eingeweihte Europäische Zentralbank und den Hafenpark mit seinen vielen Sport- und Freizeitmöglichkeiten im Osten.
Wohntürme am Wasser

Sommerhoffpark: Neues Wohnen am Main

Wo einst eine Industriebrache lag, entstehen auf einer Gesamtfläche von etwas mehr als einem Hektar zwei Wohntürme und ein Studierendenwohnheim, eingebettet zwischen Sommerhoffpark, Main und Bahnlinie. Bahnreisende, die über die Main-Neckar-Brücke Frankfurt erreichen, wird sich ab voraussichtlich 2017 dieses Ensemble als neues Entree Frankfurts präsentieren. Spaziergänger und Fahrradfahrer können zukünftig unter der Brücke am Main entlang flanieren, was bisher nicht möglich ist. Nach Vorgaben des Grünflächenamtes baut die OFB Projektentwicklung, die als Generalübernehmer fungiert, eine zwölf Meter breite begrünte Promenade, die nach Fertigstellung der Stadt Frankfurt übergeben wird. „Für die Stadt Frankfurt ist das Vorhaben enorm wichtig, da der bislang weitgehend für die Öffentlichkeit abgeschottete Sommerhoffpark durch die Grünpromenade mit dem Westhafen verbunden wird. Das geplante Ensemble verspricht ein Höchstmaß an Qualität des Wohnens am Fluss und ist der Auftakt für die Verlängerung des Mainuferparks nach Westen“, so Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz.
Hier entsteht der neue Sommerhoffpark
The Fizz II für die Studenten
Auf dem östlichen Teil des Areals, parallel zur Bahnlinie, entsteht ein Studierendenwohnheim, dessen Apartments sich an der lärmabgewandten Seite befinden. Die zirka 390 Zimmer weisen eine Größe von rund 22 Quadratmetern auf und sind jeweils mit einem vollwertigen Duschbad und einer Pantry ausgestattet. Barrierefrei sind 23 der Apartments konzipiert.
Die beiden elf- und zwölfge-schossigen langgestreckten Gebäuderiegel sind mit zwei amorph gebildeten Treppenhaustürmen unterteilt. Diese bilden in Verbindung mit einer großen Dachterrasse eine „Skylounge“ auf den Gebäuderiegeln. In zwei vom Wohnheim abgetrennten Gebäuden stehen den Studierenden Küche, Gemeinschaftsräume, Waschlounge und Fahrradabstellplätze als kommunikatives Zentrum zur Verfügung. Das von Magnus Kaminiarz & Cie. Architektur geplante Ensemble soll den Namen The Fizz II tragen.
Studierendenwohnheim
Wohnungen und Kita mit Wasserblick
Die beiden 38 und 66 Meter hohen Wohntürme werden nach den Plänen von Cyrus Moser Architekten aus Frankfurt gebaut. Die 127 Mietwohnungen werden in einem Wohnungsmix von zwei- bis fünf Zimmern auf einer Tiefgarage errichtet. Sämtliche Wohnungen erhalten Loggien, Balkone und Wintergärten, die nach Südwesten und zum Main ausgerichtet sind. Im Erdgeschoss des Turmes Ost wird eine Kindertagesstätte eingerichtet, die auch eine große Freifläche erhält. Die Erschließung von den Wohngebäuden und dem Studierendenwohnheim erfolgt von der Gutleutstraße.

Das MainTor – The Riverside Financial District

Mit dem Projekt MainTor-Quartier gestaltet die Deutsche Immobilien Chancen (DIC) in Frankfurt das Areal zwischen Untermainkai und Weißfrauenstraße neu. Dabei wird das einst geschlossene Firmengelände der Degussa nicht nur neu bebaut, sondern auch wieder zu einem öffentlichen Raum, der die historischen Wegeverbindungen von der Innenstadt zum Mainufer wiederbelebt und sich mit Wegen und Straßen in die umliegenden Stadtviertel fest integriert. Auch die weiteren städtebaulichen Ziele wie die Schaffung von Wohnungen auf mindestens einem Fünftel der gesamten Geschossfläche und die Entwicklung eines integrierten und urbanen Büro-, Geschäfts- und Wohnquartiers mit hohen stadträumlichen und gestalterischen Qualitäten konnten voll verwirklicht werden. Außerdem wurde zwischen der DIC und der Stadt ein städtebaulicher Vertrag geschlossen, der die Sicherung der mit der Planung verfolgten Ziele und die Übernahme der sozialen Folgekosten für die Kita- und Grundschulplätze vereinbart.So wird das ehemalige Degussa-Gelände aussehen
Die Neubauten erfolgen in mehreren zeitlich und räumlich unabhängig voneinander zu realisierenden Bauprojekten. Mit dem MainTor-Quartier wird das Mainufer des Frankfurter Bankenviertels architektonisch aufgewertet und städtebaulich vollendet sowie ein das Stadtbild prägendes Projekt an einer der prominenten Stadtzufahrten geschaffen.
Ergänzung der Skyline
Zwölf Gebäude im MainTor-Quartier
Wenn alle Gebäude fertig gestellt sind, umfasst das MainTor-Areal insgesamt zwölf Gebäude. Dazu gehört auch das Main Palais, das auf eine lange Historie zurückblicken kann. Die 1823 erbaute Villa, in der schon Nobelpreisträger und Präsidenten zu Gast waren, wurde 2011 vom neuen Eigentümer DIC restauriert und dient seither als neue Begegnungsstätte für Wirtschaft und Kultur.
Zu gewerblichen Zwecken stehen die vier Gebäudekomplexe Winx mit Portal, Panorama, Primus und Porta zur Verfügung. Der höchste Turm ist Winx mit 110 Metern Höhe und 29 Geschossen, der kleinste Primus mit 46 Metern Höhe und 13 Etagen. Die Büro-, Handels- und Gastronomieflächen summieren sich auf etwa 78000 Quadratmeter.
Wohnungen und Büros nebeneinander
180 neue Wohnungen
Wohnungen entstehen in sieben Gebäuden, die sich in die beiden Hauptkomponenten Palazzi, das nur Eigentumswohnungen bietet, und Patio, wo die Mietwohnungen untergebracht sind, aufteilen. Die insgesamt rund 180 Wohnungen sind zwischen 40 und 260 Quadratmetern groß.

Grundsanierung der Alten Brücke

Sie ist 1222 erstmals urkundlich erwähnt, wurde in den vergangenen fast 800 Jahren 18 Mal zerstört und war schon immer die Verbindung von Sachsenhausen in die Frankfurter Altstadt. Die erste steinerne Brücke der Stadt bedurfte nach langer Zeit einer grundlegenden Sanierung.
Grundlage für den Entwurf von Christoph Mäckler Architekten zur Grundsanierung der Alten Brücke ist ein bereits 2002 gewonnener, von der Stadt Frankfurt ausgelobter Wettbewerb, der die Einbindung der Brücke in das städtebauliche Umfeld, den sensiblen Umgang mit dem historischen Bestand sowie eine hohe architektonische und konstruktive Qualität forderte.
Getragen wird der Entwurf durch den Dialog zwischen den beiden steinernen Vorlandbrücken und der nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg als Mittelteil dazwischen gesetzten Stahlkonstruktion. Um den Vorlandbrücken ihre fragmentarische Gestalt zu nehmen, erhielten die Brüstungen am Auflager der Stahlkonstruktion durch Ausbildung von Sandstein verkleideten Pylonen einen deutlichen Abschluss. Diese besondere Konstruktion öffnet sich im Mittelteil und bietet so einen freien Ausblick auf den Main und zur EZB. Durch die bestandsnahe Sanierung wird das historische Erscheinungsbild der Alten Brücke wiederbelebt und die Funktionalität des Brückenbauwerks erneuert.
Die neu entwickelte Beleuchtung unterstreicht das städtebauliche und architektonische Konzept und hebt die historische Bedeutung der Alten Brücke hervor.
Die Alte Brücke nach der Sanierung

Die neue Europäische Zentralbank

Der Europäische Rechnungshof hat allen europäischen Institutionen empfohlen, eigene Gebäude zu beziehen, weil das langfristig wesentlich wirtschaftlicher sei als Büroflächen anzumieten. Dieser Empfehlung folgend hat die EZB ihren neuen Hauptsitz auf dem Areal der ehemaligen Frankfurter Großmarkthalle errichtet. Der Entwurf für den Neubau stammt von dem Wiener Architekturbüro COOP HIMMELB(L)AU, das 2004 den vorausgegangenen internationalen Städtebau- und Architekturwettbewerb für sich entscheiden konnte. Am 18. März dieses Jahres war es dann so weit: die EZB wurde nach mehrjähriger Bauzeit eingeweiht.
Standortwahl
Schon 1992 wurde mit der Unterzeichnung des Vertrags von Maastricht festgelegt, dass die EZB in Frankfurt anzusiedeln ist. Schon sechs Jahre später, als die EZB ihre Tätigkeit in gemieteten Büroräumen des Eurotowers aufnahm, begann sie mit der Suche nach einem Grundstück, um ein eigenes Gebäude zu errichten. Nach Prüfung von 35 Standorten im gesamten Stadtgebiet entschied sie sich für das Gelände der Großmarkthalle und für die Einbindung des bestehenden Gebäudes.
Das Areal zwischen dem Osthafen und der Innenstadt war aufgrund der infrastrukturellen Anforderungen des Großmarktes gut angebunden. Mit der Verlagerung des Großmarktes hat sich im Osten der Stadt auch ein Wandel von Industrie zu Dienstleistung vollzogen. So wurde der westlich der Großmarkthalle liegende Straßenzug mit Wohn- und Bürogebäuden vollständig neu entwickelt.
EZB Einweihung am 18. März 2015
Die „Gemieskirch“
Über viele Jahrzehnte bis in den Juni 2004 war die Großmarkthalle, auch „Gemieskirch“ genannt, der Dreh- und Angelpunkt für Obst- und Gemüsehändler und Großverbraucher. Mit den Waren des Großmarkts wurde der Großraum Frankfurt in einem Umkreis von 200 Kilometern versorgt. Heute befindet sich der Großmarkt im so genannten Frischezentrum, einem Neubau im Stadtteil Kalbach.
Nachhaltiges Bauen
Beim Neubau wurden alle Register gezogen, um ein modernes, energiesparendes Bauwerk zu errichten. Das neue Gebäude ist 30 Prozent energieeffizienter als es die Energieeinsparverordnung 2007 verlangt. Das Regenwasser wird für die Bewässerung der Gärten und zur Versorgung der Toilettenspülungen in der Großmarkthalle genutzt. Die vom Computercenter erzeugte Abwärme wird in ein Deckenheizsystem zur Beheizung der Büros rückgeführt. Die Büroräume werden zusätzlich natürlich belüftet, die Beleuchtung ist äußerst energieeffizient und für Heizung und Kühlung wird Geothermie verwendet.
Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle
Zur Geschichte der Großmarkthalle gehört auch ein sehr düsteres Kapitel: Von 1941 bis 1945 diente der Keller im östlichen Gebäudeteil als Sammelstelle für die Deportation von Juden. Mehr als 10 000 Frankfurter Bürger wurden von dort aus mit Zügen in Konzentrationslager transportiert.

Fakten und Zahlen
Höhe des Büroturms: 185 m
Länge der Großmarkthalle: 250 m
Grundstücksfläche: 120 000 m²
Auf dem Areal gepflanzte Bäume: 700
Glasscheiben in der Fassade des Büroturms: 6 000
Neuverfugungen an der Fassade: 73 km

EZB - eine architektonische Ikone

Aufbruchstimmung im Osten

Viele Sport- und Grünflächen im Hafenpark
Nicht zuletzt dank der Ansiedlung der EZB ist im Osten bereits viel Neues entstanden und, wie die eine oder andere Baustelle zeigt, wird auch noch weiterhin einiges realisiert werden.
Der Osten stand früher in erster Linie für Hafen und alle damit verbundenen Anlagen, Lagerhallen und entsprechende Arbeitsplätze. In jüngerer Vergangenheit kam dann die Zeit der Industriebrachen, Gebrauchtwagenhändler und leer stehender Gebäude. Das hat sich aufgrund einer vorausschauenden Stadtplanung und der Initiative etlicher Geschäftsleute und Unternehmen geändert. So ist neben der Neubelebung der Hanauer Landstraße der Hafenpark in unmittelbarer Nachbarschaft zur EZB am Mainufer entstanden. Im Jahr 2008 beschlossen die Stadtverordneten auf dieses Gewerbegebiet zu verzichten und stattdessen qualitativ hochwertige Grünflächen mit allerlei Sportangeboten zu schaffen.
Freizeitmöglichkeiten im Hafenpark
Bürger bestimmen mit
Über 1300 Frankfurter Bürger  stimmten in einer Online-Befragung über die Zukunft dieses neuen Park-Geländes ab. Der Hafenpark gliedert sich in die Skate- und BMX-Anlage im Norden, ein so genanntes Sportband in der Mitte und dem abschließenden Wiesenband im Süden. Davon wurde als erstes der „Concrete Jungle“ fertig gestellt. Diese – bei der Jugend – lang ersehnte Anlage für BMX-Bikes und Skater ist zirka 5500 Quadratmeter groß und mit das Beste, was es in Deutschland auf diesem Gebiet gibt.
Das mittlere Sportband bietet ein weites Angebot für Freizeitsportler. Da gibt es zwei Basketballfelder, zwei multifunktionale Spielfelder, die sich genauso für Volleyball und Badminton wie auch für Feldhockey eignen. Des Weiteren ein Kletter- und Klimmparcours für Jugendliche mit verschiedenen „Klettersphären“ sowie Fitnessanlagen für Erwachsene und Senioren. Der weitläufige Kinderspielbereich bietet künftig fantasievolle Kletter- und Höhlenkugeln sowie Wasserspielgeräte und großzügige Sandspielbereiche.
Prima Klima im Park
Neben allerlei Sportmöglichkeiten bietet der Hafenpark auch ganz neue Klima- und Klangerlebnisse. Mit Hilfe einer künstlerischen Installation, die aus sich im Wind biegenden Windhalmen besteht, wird alles Wissenswerte über das Thema Windstärke und dessen Auswirkungen auf das Stadtklima einfach vermittelt.
Entlang der Ufer­promenade entstehen im so genannten Wiesenband große, baumbestandene Wiesen, die nicht nur zum Spazieren, sondern auch zum Sonnenbaden und Picknicken einladen. Auf weitschwingenden Schaukeln kann man sich den Wind um die Nase wehen lassen. Den Rahmen der Wiesenschollen bilden geschichtete Natursteinmauern. Da die Wiesenflächen nicht überall gemäht werden, können im Laufe der Zeit Wildwiesen und somit besondere Natur- und Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere entstehen.
Ein Klangerlebnis der außergewöhnlichen Art ist auf der Deutschherrnbrücke zu erleben. Auf beiden Seiten der Brücke sind unter den Unterführungen Resonanzrohre installiert, die Geräusche des Umfeldes in neuartige Töne und Klänge umwandeln. Diese didgeridooartigen Töne erklingen in der Mitte der Brücke aus einem blauen und roten Kugel-Lautsprecher.
Naturbelassene Wiesen
Schnell hin und weg
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Hafenpark vom Stadtzentrum aus in wenigen Minuten erreicht.
Von der Hauptwache mit der U-Bahn-Linie U6, Haltestelle Ostbahnhof oder vom Frankfurter Hauptbahnhof mit der Straßenbahnlinie 11, Haltestelle Ostbahnhof/Honsellstraße oder Sonnemannstraße.