Frankfurt zieht Menschen und Unternehmen an. Die Stadt wächst und wird sich in den nächsten Jahren weiter verändern. Diese Veränderungen eröffnen Gestaltungsspielräume, beinhalten aber auch Herausforderungen für die Stadt, für die hier lebenden Menschen und ansässigen Betriebe. Um eine klare und gemeinsame Vorstellung über die Zukunft der Stadt zu entwickeln, wurde ein „Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ erarbeitet. Ziel des Stadtentwicklungskonzepts ist es, Strategien für die gewünschte funktionale und räumliche Weiterentwicklung der Stadt zu definieren sowie Leitprojekte und räumliche Handlungsschwerpunkte zu bestimmen.
Bis zur Jahrtausendwende wurde in Deutschland von einer schrumpfenden Bevölkerung ausgegangen. Tatsächlich hatte Frankfurt in den 1990er-Jahren relativ stabile Einwohnerzahlen mit einem ebenso stabilen Anteil von Kindern und Jugendlichen und einem geringen Anteil von Senioren. Frankfurter hatten im Vergleich zu Deutschland, aber auch zu anderen großen Städten, deutlich weniger Wohnfläche zur Verfügung und sie besaßen weniger Wohneigentum. Die Abwanderung von Haushalten der Mittelschicht ins Umland befand sich beinahe durchgehend auf einem hohen Niveau. In dieser Phase konnten zahlreiche Flächen in der Innenentwicklung aktiviert werden. Durch Wohnungsneubau auf aufgegebenen US-Armygebieten, Bahn- und Industriearealen ergab sich die Möglichkeit, wesentlich zur Verbesserung der Wohnungsversorgung beizutragen ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln. Lediglich der Frankfurter Riedberg entstand als neuer Stadtteil auf ehemals landwirtschaftlich genutzter Fläche.
Wachstum seit der Jahrtausendwende
Anfang der 2000er-Jahre trat das Unerwartete ein: die Einwohnerzahl wuchs, in der ersten Dekade um 32 000 Einwohner und seit 2010 nochmals um fast 90 000. Die Wiederentdeckung der Stadt mit einem urbanen Lebensstil und kurzen Wegen trug wesentlich zum Bevölkerungswachstum bei. Die Präferenz für diesen Lebensstil teilten nunmehr auch Familien, so dass inzwischen in Frankfurt deutlich mehr Kinder und Jugendliche leben (+ 23.000 seit 2000). Parallel zu der Einwohnerentwicklung fand seit Mitte der 2000er-Jahre ein stetiger Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten statt. Die Beschäftigtenzahl hat bis heute um rund 123 000 zugenommen. Mit der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Frankfurt und der Zunahme der Arbeitsplätze stieg sowohl die Einwohnerzahl als auch die Zahl der Pendler.
Stadtentwicklungskonzept zeigt Perspektiven auf
Frankfurt wächst seit Jahren und derzeit lässt sich keine Trendwende absehen. Erstmals wurde in der Geschichte der Stadt die Marke von 750 000 Einwohnern überschritten. Im Jahr 2030 werden 810 000 Menschen in Frankfurt wohnen. Die Zunahme der Bevölkerung löst einen zusätzlichen Bedarf von 90 000 Wohnungen aus und hat zu einem sehr angespannten Wohnungsmarkt geführt. Durch die Zunahme der Kinder und Jugendlichen besteht ein deutlich erhöhter Bedarf an Betreuungs- und Schulplätzen. Ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort benötigt ebenso ausreichende Flächen für Unternehmen und Betriebe. Darüber hinaus löst das Wachstum weitere Ansprüche an die Mobilität aus, wobei bereits jetzt häufig die Grenzen der Kapazität von ÖPNV und Individualverkehr erreicht sind. Diese Nutzungsarten, die meist untereinander schon um das begrenzte Gut Fläche konkurrieren, stehen den Belangen des Umwelt-, Arten und Klimaschutzes gegenüber, ebenso der Notwendigkeit, sich dem Klimawandel anzupassen. Unabhängig davon benötigt eine wachsende Stadt zusätzliche Grünflächen, Erholungs- und Begegnungsräume. Die bisherige Betrachtung dieser Ressorts erfolgte in sektoralen Analysen. Zunehmend wurde jedoch deutlich, dass die einzelnen Fachplanungen Gefahr laufen, ungenügend untereinander abgestimmt zu sein oder sich sogar zu widersprechen.
Die Stadt Frankfurt hat daher beschlossen, ein integriertes Stadtentwicklungskonzept zu erarbeiten, das in einer zeitlichen Perspektive bis 2030 einen strategischen Rahmen für die Stadtentwicklung setzt. Das Konzept ist hierbei nicht als Ersatz für Fachplanungen zu verstehen, sondern als Dach und Orientierungsrahmen innerhalb dessen sich die sektoralen Planungen bewegen. Darüber hinaus konnten nicht alle Aspekte der Stadtentwicklung einbezogen werden. Es erfolgte eine Konzentration auf die Bereiche, die sich auf die Fläche auswirken.
Eine Entwicklung mit Bürgerbeteiligung
Neben den Fachämtern, Experten und Interessensvertretern wird insbesondere die Öffentlichkeit einbezogen. Die Erarbeitung des IStEk wurde daher von einem intensiven Dialog mit der Stadtgesellschaft begleitet. Wie sich die Stadt bis 2030 weiter entwickeln soll, sollte von möglichst vielen mitgetragen werden. Insbesondere in der Bevölkerung hatte das Stadtwachstum zu Verunsicherung geführt und viele Fragen ausgelöst: Wo gibt es noch bezahlbaren Wohnraum? Wo sind Grenzen des Wachstums erreicht und welche Dichte verträgt die Stadt? Wo und wie kann sich Frankfurt verändern? Wie bleiben wir weiter mobil? Wie gehen wir mit unseren Freiflächen um? Wie wird eine gute Betreuung unserer Kinder gewährleistet?

Frankfurt 2030 – Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (IStEk)
Mit der zeitlichen Perspektive 2030 geht es für Frankfurt darum, das Wachstum nachhaltig zu gestalten und die urbanen Qualitäten auszubauen. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept hat hierzu sechs Zielvorstellungen und Entwicklungsstrategien definiert:
1. Frankfurt für Alle
Frankfurt ist im Jahr 2030 eine Stadt mit Wohnraum für alle. Dank einer konsequenten Wohnungspolitik finden die Bürger Wohnungen, die zu ihren Bedürfnissen passen.
2. Dynamische Wirtschaftsmetropole
Die Stadt bietet – im Zusammenspiel mit der Region – attraktive Standorte für Industrie und Gewerbe, wird zu einem bedeutenden Standort der „Industrie 4.0“ und ist ein führender Finanzplatz.
3. Mehr Frankfurt
Frankfurt ist 2030 urbaner. Die Stadt zeichnet sich durch lebendige Stadtteile, eine höhere bauliche und einwohnerbezogene Dichte und Nutzungsmischung aus.
4. Umwelt- und klimagerechtes Frankfurt
Die Stadt wird auch lebenswert und zukunftsfest. Sie leistet ihre Beiträge zum Klimaschutz und dem Erhalt der biologischen Vielfalt sowie der Sicherung und Entwicklung von Grün- und Freiräumen.
5. Die Region ist die Stadt
Frankfurt richtet sein Handeln auf eine langfristige und zukunftsfähige Stärkung der gesamten Region aus.
6. Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe
Die Stadt setzt auf das enge Zusammenwirken von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft in der Stadtentwicklung. Frankfurt geht die Entwicklung der Stadt ganzheitlich an, informiert aktiv und beteiligt die Bürger konsequent über das gesetzliche Mindestmaß hinaus und nutzt dafür neue Formate und Technologien.