Ehemaliger Bunker wird Wohnhaus

23.06.2020 | Fechenheim

Etwa seit Beginn der 1990er-Jahre werden zahlreiche aus der Zivilschutzbindung entlassene ehemalige Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) an den Meistbietenden veräußert und umgebaut – die Mehrzahl zu Wohngebäuden. In Frankfurt stehen unter den 50 im Rahmen des „Luftschutz-Führerprogramms“ vom November 1940 errichteten Bunkern zwölf unter Denkmalschutz. Der Bunker an der Gründenseestraße wurde 1941/42 ausgeführt – auch unter Einsatz von Kriegsgefangenen.
Die ungewöhnlich aufwändige Fassadendekoration, der Turm und die pultdachgedeckten „Seitenschiffe“ verleihen dem Bauwerk aus der Luft gesehen – durchaus beabsichtigt – den Charakter eines Sakralbaus. Mit seinen etwa zwei Meter starken Außenwänden in Stampfbeton sowie einer obersten Geschossdecke von 1,40 Metern galt der Bunker als „bombensicher“ und war für 690 Schutzsuchende konzipiert.
Nach einer Nutzung für Lagerzwecke in den ersten Nachkriegsjahrzehnten erfolgte 1987 eine Ertüchtigung für Zivilschutzzwecke im Bereich der technischen Ausstattung, um einen dauerhaften Aufenthalt von mehreren Tagen gewährleisten zu können.

Denkmal des Jahres 2019

Nach Entlassung aus der Zivilschutzbindung erfolgte 2015 der Verkauf an einen Privateigentümer, der das in dieser Form seltene, arbeits- und kostenintensive Umbauprojekt realisieren ließ. Die Umwandlung des fensterlosen Gebäudes in ein Wohnhaus mit neun Wohneinheiten setzte voraus, dass zumindest partiell Belichtungsöffnungen in die dicken, eisenbewehrten Betonwände hineingesägt werden mussten, was sich als besondere Herausforderung herausstellte. Die Baumaßnahme wurde zwischen 2017 und 2019 in enger Abstimmung mit dem städtischen Denkmalamt ausgeführt: So wurde beispielsweise die bauzeitliche Farbgebung an den Fassaden, in den Schleusenkammern sowie in den beiden Treppenhäusern wiederhergestellt und auch die historischen Bodenbeläge in den Erschließungsbereichen restauriert. Erhalten blieben die charakteristischen Belüftungsöffnungen und die Schleusentüren ebenso wie das eindrucksvolle Dachgeschoss, mit seinen zehn, das Dach tragenden Substruktions-Rundbögen. Die authentisch in ihren Architekturoberflächen belassene südliche Vorhalle soll künftig als Kunstgalerie genutzt werden. Im vergangenen Jahr hat der Denkmalbeirat der Stadt Frankfurt dieses ungewöhnliche Kulturdenkmal mit dem Titel „Denkmal des Jahres 2019“ gewürdigt.