Die Post-Corona-Innenstadt wird anders sein
Deshalb haben wir uns beim Bund beworben und sind mit dem Pilotprojekt „Post-Corona Innenstadt Frankfurt“ in ein Förderprogramm aufgenommen worden.
Dabei geht es uns in erster Linie um die Fragen, wie die Leitfunktionen in der Frankfurter Innenstadt gestärkt werden können – also Einzelhandel, Kultur, Verwaltung, Bildung und Wohnen. Oder: Wie kann die Verkehrswende in der Frankfurter City gestaltet werden? Und welche Anforderungen werden künftig an den öffentlichen Raum gestellt? In den bevorstehenden zweieinhalb Jahren wollen wir mit diesem Stadtentwicklungsprojekt aufzeigen, wie Frankfurts Zentrum gestärkt und widerstandsfähiger werden kann; beispielhaft für ganz Deutschland.
Das Projekt ist auch als eine Reaktion auf die Krise von Großstrukturen im Einzelhandel und im Büromarkt zu verstehen und geht auf das veränderte Mobilitäts- und Freizeitverhalten ein. Unsere These dabei lautet: Der öffentliche Raum gewinnt weiterhin an Bedeutung. Das Bundesprogramm zur „Post-Corona-Innenstadt“ wollen wir nutzen, um Impulsprojekte zu initiieren, ein stabiles Akteursnetzwerk aufzubauen und den Erfahrungsaustausch mit anderen Städten zu pflegen. In dem Netzwerk sollen Vertreter aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft mitarbeiten: Bürger, Beschäftigte aus Handel und Gastronomie ebenso wie Gebäudeeigentümer und Unternehmer sollen ihre Ideen einbringen. Damit wollen wir ein Klima für längerfristige Strategien und kurzfristige Interventionen schaffen. Mit öffentlichen „Innenstadt-Dialogen“ auf Grundlage des Innenstadtkonzepts, mit einem Rahmenplan für das Karstadt-Areal an der Zeil und auch mit der laufenden Fortschreibung des Hochhausentwicklungsplans. Denn die Post-Corona-Innenstadt wird anders sein, und sie wird mehr bieten (müssen) als nur Shopping.
Frankfurt verändert sich auch unabhängig von der Pandemie, etwa durch zahlreiche Bauprojekte. Wie das größte Innenstadtprojekt „Four“, bei dessen Grundsteinlegung ich auch eine Ausgabe von Frankfurtbaut mit in die Zeitkapsel gepackt habe (siehe Foto). Oder das Schönhof-Viertel mit rund 2 500 Wohnungen, von dem unsere Titelgeschichte handelt. Und freilich auch durch die vielen anstehenden Bauvorhaben, auf die wir einen Blick werfen: Flächen für rund 16 500 Wohnungen sind in Frankfurt gegenwärtig baureif, für weitere etwa 9 200 Wohnungen stehen entweder die Offenlage oder gar die Satzungsbeschlüsse der Bebauungspläne unmittelbar bevor. Zählt man noch die Wohnbaupotenziale von rund 14 000 Wohnungen in der planerischen Entwicklung hinzu, kommt man auf fast 40 000 Wohnungen, die sozusagen in der Pipeline sind. Dabei sind schwierig zu kalkulierende Potenziale in der Innenentwicklung – wie Aufstockungen – noch nicht berücksichtigt.
Damit ist die Stadt Frankfurt für die Zukunft bei der Baureifmachung von Wohnbauflächen sehr gut aufgestellt. Die Bebauung dieser Flächen wird die verträgliche Weiterentwicklung der wachsenden Stadt ermöglichen und erheblichen Druck vom angespannten Wohnungsmarkt nehmen, auch und insbesondere bei bezahlbarem und gefördertem Wohnraum. Wie gesagt: Unsere Stadt verändert sich – dies gilt es gemeinsam zu gestalten.
Mike Josef
Dezernent für Planen und Wohnen
der Stadt Frankfurt am Main