Mit dem Neuen Frankfurt gelang der Aufbruch unserer Stadt in die Moderne. Insbesondere Oberbürgermeister Ludwig Landmann hatte in den 1920er-Jahren dieses umfassende Stadtentwicklungsprogramm ermöglicht und damit das Fundament für die heutige Internationalität und Weltoffenheit unserer Stadt gelegt. Aus Anlass der bevorstehenden 100-Jahr-Feier des Amtsantritts von Stadtbaurat Ernst May im Jahr 1925 haben wir uns für das Förderprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ beworben – und sind im April 2019 aufgenommen worden. Nun können wir mit finanzieller Unterstützung des Bundes das Neue Frankfurt auf nationaler und internationaler Ebene platzieren. Das ist für uns gleichermaßen eine Auszeichnung und eine Verpflichtung. Und deshalb widmet sich das Titelthema der vorliegenden Ausgabe von Frankfurtbaut auf den Seiten 8 bis 13 dem Neuen Frankfurt.
Wir haben direkt nach meinem Amtsantritt im Sommer 2016 gemeinsam mit dem Kulturdezernat eine Projektgruppe zum Neuen Frankfurt eingerichtet. Das Ziel: die Siedlungen des Neuen Frankfurt für das Jahr 2025 aufzuwerten. Dazu gehört, die Gebäude instand zu setzen, Freiräume zu ertüchtigen, die Vor- und Nachteile des Siedlungsbaus zu beleuchten und das baukulturelle Erbe zu stärken. Wir wollen aber auch die Gesamtleistung des Neuen Frankfurts in der Breite vermitteln und möglichst auch die eine oder andere gute Idee von damals in die Gegenwart transferieren. Mit anderen Worten: Wir wollen vom Neuen Frankfurt lernen.
Dafür haben wir bereits das Forum Neues Frankfurt in der Römerstadt eingerichtet. Es gibt dort regelmäßige Angebote, wie beispielsweise Führungen oder Informationsveranstaltungen. Diese richten sich insbesondere auch an die Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlungen, da diesen häufig gar nicht bewusst ist, in was für außergewöhnlichen Gebäuden sie wohnen. Alleine im laufenden Jahr finden Ausstellungen zum Thema in drei Frankfurter Museen statt, die für die Qualitäten des Neuen Frankfurt sensibilisieren wollen.
Wir gehen davon aus, dass wir im Rahmen des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ ein Gesamtvolumen von rund 60 bis 65 Millionen Euro mobilisieren können. Neben den Bundesmitteln von fünf Millionen Euro, die wir in den Jahren bis 2023 erhalten, sind dies städtische Mittel sowie Gelder der ABG Frankfurt Holding und der Nassauischen Heimstätte. Beide Wohnungsbaugesellschaften werden erhebliche Millionensummen in die Instandsetzung ihrer Gebäude stecken. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Römerstadt, dem Riederwald und der Heimatsiedlung.
Wir möchten aber auch die Freiräume aufwerten und setzen dabei einen Schwerpunkt auf das Niddatal: Dort werden wir den Übergang zwischen Siedlung und Freiraum neu beleben und neues Gärtnern ermöglichen. Mit dem Wettbewerb „Wohnen für Alle“ schlagen wir die Brücke zum Heute. Damit möchten wir beweisen, dass guter und preiswerter Wohnungsbau keine Gegensätze sein müssen.
Mit diesem Ansatz unterstreichen wir, dass wir nicht nur für den Wohnungsneubau und die Konzeption neuer Stadtteile stehen, sondern auch für die Pflege und die Instandsetzung des Bestands. Wir schaffen und erhalten Wohnraum, wir pflegen unser baukulturelles Erbe und wir denken Siedlungs- und Freiräume zusammen, genau wie das Neue Frankfurt. Denn die zwischen 1925 und 1933 entstandenen Siedlungen stellen einen international anerkannten Beitrag zur Lösung der Wohnungsfrage dar. Und auch wir möchten Impulse geben in der Debatte um heutige Wohnungsfragen.
Mike Josef
Dezernent für Planen und Wohnen
der Stadt Frankfurt am Main