Auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude für ihre Haustechnikfirmen GHG und Kämpf & Co. kam den Brüdern Andreas und Christof Hahn die Idee, einen Neubau zu errichten. Das geeignete Grundstück fanden sie mit der knapp 1,5 Hektar großen Brache an der August-Schanz-Straße nördlich der Autobahn 661 mit guter Verkehrsanbindung. Es war Teil einer Insolvenzmasse.
Das HandWERK als schlaue Lösung
Die Fläche war für die eigenen beiden Firmen der Bauherren zu groß. Als Idee entwickelten und planten die Bauherren gemeinsam mit dunkelau Architekten BDA das HandWERK, einen modernen Handwerkerhof für bis zu zwölf mittelständische im Bau- und Ausbaugewerbe, tätige Firmen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Vorbild waren die klassischen Handwerkerhöfe für kleinere Betriebe. Ihr Ziel war es, einen Handwerkerhof für eingesessene Mittelständler ab 50 Mitarbeitern zu bauen. Ein Zusammenschluss von Handwerksbetrieben an einem Ort ist nichts Neues, allerdings sind bereits existierende Handwerkerhöfe in bestehenden älteren Gewerbeimmobilien angesiedelt. „Eine maßgeschneiderte Neubaulösung, in der von uns umgesetzten Größe, ist unserer Kenntnis nach einmalig in Deutschland“, meint der planende Architekt Wolfgang Dunkelau.
Handwerksbetriebe profitieren von Synergien
Das Konzept zum HandWERK sieht nicht allein das Angebot an normalen Büro- oder Gewerbeflächen vor. Der Zusammenschluss am Bau beteiligter Firmen schafft Synergien und fördert die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen. Der erste Bauabschnitt gliedert sich in drei zwei- bis dreigeschossige Baukörper. Bauteil eins ist für Firmen mit großem Bedarf an Werkstattflächen. In diesem Gebäude haben großzügige Hallen und kleinteilige Büroeinheiten Platz. Hier empfangen ein Schreiner, eine KFZ-Werkstatt und ein Sanitärgroßhandel ihre Kunden. Unternehmen, die ihre Dienste überwiegend außer Haus verrichten und einen größeren Bedarf an Büroflächen haben, finden in den Gebäuden zwei und drei passende Räumlichkeiten. Die Erdgeschosse beherbergen Lager- und Ausstellungsflächen. Neben den beiden Haustechnikfirmen der Bauherren öffneten im Sommer 2014 ein Raumausstatter und eine Firma für Gebäudereinigung hier ihre Türen. Den Auszubildenden wird firmenübergreifend eine moderne Azubiwerkstatt zur Verfügung gestellt. Der gestaltete Hof mit Bäumen und Bänken sowie die begehbaren Dachterrassen sollen Kunden und Mitarbeitern zum Verweilen im Freien einladen. Gebäude zwei und drei stehen auf einer gemeinsamen Tiefgarage. Unterhalb der Arbeitsstätten befinden sich 80 Tiefgaragenplätze. Im zweiten Obergeschoss sind Wohnungen für Betriebsleiter, Aufsichtspersonal oder Hausmeister. Die Materialanlieferung für die einzelnen Unternehmen erfolgt über zwei Zufahrten in den Innenhof. Ein Leitsystem mit Linien und Farben zeigt den Kunden und Zulieferern den Weg zu den jeweiligen Firmen.
Das architektonische Konzept
Das HandWERK setzt sich auf den ersten Blick von der zweckmäßigen Architektur der umliegenden Bebauung ab, ohne dabei Abstriche in der eng mit Bauherren und Mietern abgestimmten Nutzung zu machen. Die Gebäude greifen die Formensprache der Ersten Moderne auf und setzten diese fort. Große verglaste Flächen korrespondieren mit der geschlossenen Klinkerfassade. Die Flachdächer sind für Nutzungen – Begrünung und Terrassen – auch funktionell belegt. Höhen, Breiten und Längen sowie der Wechsel von Öffnungen in der Fassade folgen einem Rhythmus und sind aus dem Goldenen Schnitt entwickelt. Die räumlichen Zuschnitte für die Nutzer sind aus den Bewegungen angedacht. Lauf-, Fahr- und Bewegungsflächen folgen den Anforderungen der Nutzer. Die Arbeits- und Aufenthaltsräume sind alle natürlich belichtet und überwiegend barrierefrei erreichbar. Die Architektur und die Technik folgen den Forderungen und Wünschen an zeitgemäße Arbeitsstätten und setzen architektonisch ein Zeichen der Gegenwart.
Luftwärmepumpen und Photovoltaikanlage
Mit Unterstützung des Energiereferats Frankfurt wurde lange an einem passenden Energiekonzept gefeilt. Die in Anlehnung an den Passivhausstandard errichteten Gebäude werden über Luftwärmepumpen geheizt und gekühlt. Dabei deckt eine Photovoltaikanlage bis zu 40 Prozent der energieintensiven Kühllast. Neben begrünten Dachflächen zur Wasserrückhaltung gibt es große Regenwasserspeicher zur Brauchwassernutzung. Als weitere Besonderheit wird eine Vertikalwindkraftanlage auf dem Dach eigenen Strom für die Firmen erzeugen. Die Energieeffizienz des Gebäudes wollen die Bauherren in einem eigenen Monitoring über die moderne Gebäudeleittechnik ermitteln. Der zweite Bauabschnitt erfolgt in den nächsten Jahren.