Auf dem Weg zur klima- und sozialgerechten Hochhausstadt
Frankfurt ist die Stadt mit einer der eindrucksvollsten Skylines Europas. Frankfurt ist die Stadt des Geldes und des Handels. Frankfurt wächst stetig. Frankfurt ist die Stadt des Euros und zieht Kapital aus der ganzen Welt an. Ist Frankfurt auch noch für „Otto Normalverbraucher“ bewohnbar?
Daran arbeitet das Planungsdezernat auf verschiedenen Ebenen. Der Zuzug von Kapital und Menschen löst eine verstärkte Nachfrage aus, die auch höhere Preise zur Folge hat – ein Gesetz der (sozialen) Marktwirtschaft. Damit die Bürger nicht von dieser Entwicklung abgehängt werden, verfolgt die Stadt unter anderem das Ziel, dass bei allen künftigen Wohnbauentwicklungen geförderter Wohnungsbau integriert wird. Damit nicht nur glitzernde Hochhäuser entstehen, sondern eine klima- und sozialgerechte Hochhausstadt Frankfurt. Einige erste Beispiele für diese Entwicklung gibt es bereits. So hat Planungsdezernent Mike Josef erstmals durchgesetzt, dass bei einem Hochhausprojekt im Bankenviertel nicht nur freifinanzierter Wohnraum, sondern auch öffentlich geförderte Wohnungen gebaut werden. Und auch künftig werden bei Neuentwicklungen 30 Prozent geförderte Wohnungen entstehen – auch und gerade, wenn es sich um Hochhäuser in innerstädtischen Lagen handelt.
Eden – Wohnhochhaus mit durchgehend begrünter Fassade
Mit dem Eden Tower entsteht am Eingang zum Frankfurter Europaviertel einer der höchsten begrünten Wohntürme Europas. Er bietet Platz für 263 Wohnungen, erstreckt sich über 28 Stockwerke und erreicht eine Gesamthöhe von 98 Metern. Mitte Oktober konnte Richtfest gefeiert werden. Die Anbringung der Fassade und der Innenausbau erfolgen mittlerweile seit rund drei Monaten. Im nächsten Schritt werden unter anderem die Apartments im gesamten Hochhaus mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Sie ist so angelegt, dass sie im Sommer kühlt und im Winter wärmt.
Begrünte Fassade mit 195 000 Pflanzen
Zur Fertigstellung Ende 2021 wird an allen vier Seiten des Wohnturms die begrünte Fassade sichtbar sein, die sich als grüne Bänder über die gesamte Höhe des Gebäudes erstrecken werden. „Mit unserem innovativen Fassadenkonzept sind wir Vorreiter in Europa“, sagt Muriel Sam, Head of Development des Bauherrn Immobel, dem größten börsennotierten Immobilienentwickler Belgiens. Es werden rund 195 000 Grünpflanzen so angebracht, dass sie zehn vertikale Bänder bilden. Diese nutzen auch den künftigen Bewohnern, die dadurch auf jedem Balkon von einer privat gehaltenen Insel der Natur und Frische profitieren können. So werden hier fast 2 000 Quadratmeter zusätzliche Grünfläche in der Stadt geschaffen und zwar an einer Stelle, an der vorher nur ein trostloser Parkplatz lag. Das ist etwa 2,5 Mal die Grundfläche des Eden. Es handelt sich bei einer solchen Fassadenkonstruktion um ein komplexes Vorhaben.
Schließlich musste getestet werden, welche Pflanzen in so großer Höhe überhaupt gedeihen können. Gleichzeitig musste ein System entwickelt werden, damit Wasser und Nährstoffe zu den Pflanzen gelangen können.
Realisierungswettbewerb für „Das Präsidium“ entschieden
Die Düsseldorfer Gerch Group, ein bundesweit agierender Projektentwickler, und die Stadt Frankfurt haben in enger Zusammenarbeit und mit einem breiten Konsens im September den Sieger des Realisierungswettbewerbs für die Quartiersentwicklung „Das Präsidium“ gekürt (siehe großes Titelseitenfoto). Dieses Ergebnis wird nun baurechtlich fixiert, sodass schon bald mit der Hochbauplanung und -realisierung begonnen und der jahrelange Leerstand überwunden werden kann.
100 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche
Die Aufgabenstellung für die Architekturbüros war umfangreich und komplex: Auf dem Areal des Alten Polizeipräsidiums an der Friedrich-Ebert-Anlage/Ecke Mainzer Landstraße wird ein modernes Quartier mit zirka 100 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen. Neben der exponierten Lage dient das Projekt auch als Bindeglied zwischen den angrenzenden Stadtquartieren und dem Europaviertel. In dem städtebaulichen Konzept musste unter anderem die Planung eines Hochhauses, die öffentliche Durchwegung des Quartiers, der Umgang mit dem Kulturdenkmal „Polizeipräsidium“ sowie die geplante Erweiterung der Falkschule mit einer Sporthalle und optionalen Klassenräumen berücksichtigt werden.
Großer Anteil geförderter Wohnbau
Insgesamt wird die Gerch Group voraussichtlich rund eine Milliarde Euro in die bauliche Entwicklung des Grundstücks investieren. Im künftigen Gebäudeensemble aus Neubau und denkmalgeschütztem Bestand stehen die Nutzungen Büro, Hotel, freifinanzierter und geförderter Wohnungsbau sowie ergänzende öffentlichkeitswirksame Nutzungen im Vordergrund. Etwa 40 Prozent der Flächen entfallen auf Wohnungen, was ungefähr 400 bis 500 neue Wohnungen für Frankfurt bedeutet. Der Stadt Frankfurt war wichtig, dass nicht nur Büroflächen und hochpreisige Eigentumswohnungen entstehen, sondern auch geförderte Wohnungen. Das wird wiederum 30 Prozent der Wohnungen ausmachen, die öffentlich gefördert werden. Die Mietpreise werden zwischen fünf und 10,50 Euro pro Quadratmeter für die Berechtigten liegen.
„Four“ Hochhäuser in der Innenstadt
Das Four Frankfurt ist ein Hochhausquartier, das derzeit von dem Frankfurter Projektentwickler Groß & Partner auf einem Areal zwischen der Junghofstraße, der Großen Gallusstraße und der Neuen Schlesingergasse realisiert wird. Auf rund 213 000 Quadratmeter Geschossfläche entsteht ein vielfältiger Nutzungsmix, der Wohn- mit Büroflächen, Lokale und Raum für Hotels vereint. Außerdem entstehen über 600 Wohnungen, rund 100 davon gefördert, die Platz für mehr als 1 000 Menschen bieten. Zusätzlich werden Büroflächen für zirka 4 000 Beschäftigte geschaffen.
Durch das Four wird ein lang verschlossenes Areal wieder für die Frankfurter Stadtbevölkerung geöffnet. Mit dem gemeinsamen Sockel, der die vier Hochhaustürme verbindet, entstehen neue innerstädtische Wegebeziehungen. Zusätzlich wird es eine zweigeschossige Foodhall in der Junghofstraße, einen öffentlich zugänglicher Dachgarten und zwei neue öffentliche Plätze geben.
Neu-Entwicklungen auf dem ehemaligen AfE-Areal
Nach der spektakulären Sprengung des AfE-Turms im Jahr 2014, in dem früher ein Teil der Universität beheimatet war, wurde der Platz für eine Neubebauung frei.
Das neue Gebäudeensemble besteht im Einzelnen aus einem 140 Meter Hochhaus, dem „One Forty West“, das dem Wohnen, einer Hotelnutzung und für Veranstaltungen dient, einem 99 Meter Bürohochhaus „Senckenberg-Turm“, einem sechsgeschossigen Bürogebäude und einer zweigeschossigen Kindertagessstätte mit großem Außenbereich. Die Kita dient der Versorgung der zukünftig neu entstehenden Wohngebiete auf dem Kulturcampus. Nach Fertigstellung sollen bis zu 2 500 Menschen in dem modernen Stadtquartier leben und arbeiten.
Senckenberg-Turm jetzt nach Stiftung benannt
Zukünftig wird ein Gebäude der Frankfurter Skyline auch dem Namen nach den Weg ins neue Quartier am Kulturcampus weisen: Als „Senckenberg-Turm“, vormals als „99 West“ bezeichnet, wird es ein weithin erkennbares Wahrzeichen des neu entwickelten Areals darstellen. Darauf verständigten sich im Herbst dieses Jahres der Objekteigentümer, der Frankfurter Investor und Asset Manager N A S Invest, und die namensgebende Dr. Senckenbergische Stiftung. Zuvor wurde das gesamte Quartier, das auf dem früheren Universitätsgelände entsteht, unter dem Namen „Senckenberg Quartier“ vorgestellt. Von den 27 000 Quadratmetern Büromietfläche sind über ein Jahr vor Fertigstellung bereits rund 60 Prozent vorvermietet. Steffen Ricken, CEO bei
N A S Invest: „Wir sind sehr stolz, dass unser Gebäude den Namen Senckenberg tragen wird und sich auf diese Weise in die Gesamtphilosophie des Quartiers einfügt. Das Objekt rundet die laufende Entwicklung des Areals mit den integrierten Komponenten Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit ab und steht so sinnbildlich für die gesamte Stadt Frankfurt.“
Die Dr. Senckenbergische Stiftung
Gegründet 1748, setzte sich die Dr. Senckenbergische Stiftung von Beginn an für die Verbesserung der Gesundheitspflege ein. Bis heute engagiert sich die Stiftung in der medizinischen Versorgung für die Bürger aus Frankfurt und der Region. Zudem fördert sie wissenschaftliche Forschungsprojekte und Institutionen. Sie ist Mitbegründerin der 1914 eröffneten Goethe-Universität, in der einige von der Stiftung initiierte Institute eingegangen sind. Darüber hinaus ist die Stiftung Träger des Bürgerhospitals Frankfurt.