In der Konferenz „Vielfalt im Wohnungsbau“ am 15. März in der Matthäuskirche wurde über das Wachstum der Stadt Frankfurt und den damit verbundenen Wohnungsbau gesprochen. Neben Planungsdezernent Mike Josef kamen noch weitere Experten, um gute nationale und internationale Beispiele kennenzulernen. Das Publikum bestand aus interessierten Bürgern sowie aus Fachleuten und lokalen Politikern.
Bezahlbarkeit von Wohnraum sicherstellen
Eines der Hauptthemen beschäftigte sich mit dem „Wohnen für Alle“. Laut Josef gebe es immer mehr Singlehaushalte, deren Einkommen unter dem Durchschnitt liegen. Man müsse die Bezahlbarkeit von Wohnraum gewährleisten und dabei schnell, ökologisch, vielfältig aber auch qualitativ bauen. Bei einer realistischen Denkweise könne man dabei unmöglich alle Erwartungen erfüllen. Auch für Tilman Harlander, Universitätsprofessor für Architektur und Wohnsoziologie an der Universität Stuttgart, ist das Thema „Wohnen für Alle“ von großer Bedeutung: „Luxuswohnungen müssen in einem vernünftigen Verhältnis zu anderen Wohnungsmöglichkeiten bestehen, ansonsten droht eine Spaltung der Stadt“. Matthias Kock, Staatsrat der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Hamburg, kritisierte ebenfalls die hohen Preise der Neubauten: „Der Wohnungsneubau muss gefördert werden. Ein Großteil der Bevölkerung kann sich den teuren Wohnraum nicht leisten. Damit der Wohnraum auch für die mittlere und untere Einkommensschicht erschwinglich ist, muss man die Baukosten senken.“
Soziale und architektonische Vielfalt
Neben der Bezahlbarkeit des Wohnraums müsse man laut Kock auch darauf achten, dass neu erbaute Quartiere eine architektonische Abwechslung mit sich bringen. Eine soziale Vielfalt im Quartier sei laut Harlander ebenfalls grundlegend – so beispielsweise die Mischung von arm und reich, Single- und mehrköpfige Haushalte oder die Funktionalität von Wohnen und Arbeiten. Harlander betonte zudem, dass aus wenig Fläche möglichst viel entstehen solle.
Josef verkündete, dass Frankfurt Spitzenzahlen hat, was die Umwandlung von gewerblichen Flächen in Wohnfläche angeht. Fast alle Flächen seien in Benutzung. Zu beachten sei jedoch, dass nicht nur Wohnraum benötigt werde, sondern auch Gewerbe, Schulen, Gesundheitseinrichtungen und vieles weitere – alles zu vereinen gehöre zu den Aufgaben des Städtebaus.
Auch die Planung der Freiräume in der wachsenden Stadt gehört dazu. „Das Potenzial an Freiräumen muss man nutzen und einladende Angebote schaffen“, so Constanze Petrow, Professorin für Freiraumentwicklung an der Hochschule Geisenheim. Wird der Nutzer nicht miteinbezogen, könne auch keine Freifläche entstehen, die zukünftig tatsächlich genutzt wird. Wichtig sei auch hier eine Vielfalt, um den vielen unterschiedlichen Interessen und sozialen Anforderungen zu entsprechen.
Die Frage „Frankfurt – einfältig oder vielfältig?“, beantwortete Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt, in seinem Interview: „Vielfalt ja – aber bezahlbar“. Die Stadt müsse aktiv werden, Grundstücke kaufen, Investoren finden und die Planung umsetzen. Ein Problem dabei seien oft Bürgerinitiativen, die Bebauungen verhindern wollen. Die Allgemeinheit brauche jedoch Wohnungen, eine Verdichtung sei demnach erforderlich.