Liegenschaftsfonds für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen

Gemeinschaftliche und genossenschaftliche Wohnprojekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherung von bezahlbarem Wohnraum. Immer mehr Menschen möchten gerne in selbstgewählten Nachbarschaften leben und gründen eine Wohninitiative. 56 dieser Gruppen sind beim Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen e.V. organisiert. Bisher hatten gemeinschaftliche Wohnprojekte kaum Möglichkeiten, an ein Grundstück zu kommen und die Idee vom gemeinsamen Wohnen umzusetzen. Mit dem städtischen Liegenschaftsfonds wurde ein Instrument geschaffen, um die Chancen zu erhöhen. In einem ämterübergreifenden Arbeitskreis unter Beteiligung der Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft (KEG) und des Netzwerks werden Grundstücke ausgewählt und – wenn notwendig – angekauft, die sich für das gemeinschaftliche Wohnen eignen. Anschließend werden sie durch einen Beirat im Konzeptverfahren an gemeinschaftliche Wohnprojekte vergeben. Es zählt das beste Konzept und nicht das höchste Gebot, da die Vergabe zum Festpreis erfolgt. Den Zuschlag bekommt die Projektgruppe mit dem besten Gesamtkonzept, mit Ideen für eine gute Nachbarschaft, für das Quartier und für die Sicherung von preisstabilem Wohnraum.
Entscheidungen in der Niddastraße 57 und 59
Im Spätsommer hat die Stadt Frankfurt am Main erstmals zwei ehemalige Bürohäuser im Bahnhofsviertel im Rahmen des Konzeptverfahrens an gemeinschaftliche Wohnprojekte vergeben, wie diese Zeitung in ihrer letzten Ausgabe berichtete. Insgesamt gingen sechs Bewerbungen ein. Die Niddastraße 57 mit einer Bruttogrundfläche von 2200 Quadratmetern wurde an das „Hausprojekt NiKa“ vergeben. Das selbstverwaltete, solidarisch organisierte Projekt möchte in dem Eckhaus Wohnraum für zirka 40 Menschen im Alter von 0 bis 50 Jahren, vorwiegend in Großhaushalten, verwirklichen. Die Konversion von Büro in Wohnraum sieht die Gruppe als besondere Herausforderung, die sie mit minimalen Eingriffen verwirklichen möchte. Soziale, kulturelle und familienfreundliche Nutzungen im Erdgeschoss sollen den Austausch mit dem Quartier ermöglichen. Die Gemeinschaftsräume des Wohnprojektes sind im Dachgeschoss geplant. Das Hausprojekt NiKa wird Teil des Mietshäuser Syndikats, einem Netzwerk von über 100 Wohnprojekten in Deutschland und sichert über diese Rechtsform dauerhaft bezahlbaren Wohnraum. Zur Umsetzung des Projektes werden auch Direktkredite eingeworben. Mehr über das Projekt ist zu erfahren unter www.nika.haus.
Für die Niddastraße 59 mit einer Grundfläche von etwa 750 Quadratmetern wurde die Gruppe „Niddastern“ ausgewählt. In dem schmalen Gebäude sollen sechs Wohneinheiten, ein gemeinschaftlich genutzter Dachgarten und ein halböffentlich genutztes Erdgeschoss mit Gemeinschaftsküche und Werkstatt entstehen. Die Gruppe besteht aus Kreativen mit einer engen Bindung an das Bahnhofsviertel und dem Wunsch, im Alter als „Wahlfamilie“ gemeinschaftlich zu leben. Ziel der Gruppe ist es, die charakteristische Fassade des Gebäudes zu erhalten und den Umbau mit einem Minimum an Eingriffen zu bewältigen. Die Wohnungen sollen vollständig unabhängig, aber mit einer reduzierten Küchensituation ausgestattet sein. Die Küche ist bekanntermaßen das heimliche Zentrum einer Wohnung, im Niddastern soll sie das offizielle Zentrum im Erdgeschoss werden und ein Ort der Vernetzung im Bahnhofsviertel.
So geht es weiter
Noch diesen Herbst folgt die nächste Ausschreibung einer Liegenschaft in Frankfurt-Höchst. In der Bolongarostraße 112, gegenüber dem Bolongaropalast, kann ein Gebäude mit zirka zehn Wohnungen und einer Bruttogrundfläche von ungefähr 1200 Quadratmetern gebaut werden. Genauere Informationen und die entsprechenden Bewerbungsunterlagen werden unter www.wohnungsamt.frankfurt.de veröffentlicht. Alle interessierten Projektgruppen, die aus mindestens drei Haushalten bestehen, können sich bereits jetzt beim Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen www.gemeinschaftliches-wohnen.de registrieren lassen und werden direkt über das weitere Verfahren informiert.
 
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